Z Geburtshilfe Neonatol 2022; 226(05): 325-332
DOI: 10.1055/a-1872-1046
Originalarbeit

Der Bindungsstil der Mutter und ihr perinatales Wohlbefinden beeinflussen die frühkindliche Entwicklung

Maternal Attachment Style and her Perinatal Wellbeing Influence Early Childhood Development
Tamme W. Goecke
1   Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Germany
2   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, RoMed Klinikum Rosenheim, Rosenheim, Germany
,
Gudrun I. Schöberl
3   Beratung und Training, Siegendorf, Austria
,
Matthias W. Beckmann
1   Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Germany
,
Andrea M. Beetz
4   Professur für Heilpädagogik und Inklusionspädagogik, IU Internationale Hochschule, Erfurt, Germany
› Author Affiliations
Preview

Zusammenfassung

Immer mehr Kinder zeigen bereits in der frühen Kindheit Anzeichen von Verhaltensauffälligkeiten und Dysregulationen. Es wird ein Einfluss der pränatalen Bindung der Schwangeren zu ihrem ungeborenen Kind sowie ihres peripartalen Wohlbefindens angenommen. In einer prospektiven Studie an 161 Erstgebärenden wurde über standardisierte Fragebögen im dritten Trimenon und 3 Wochen, 6 Monate und 18 Monate postpartum die pränatale Bindung der Mutter zum Kind, den maternalen Bindungsstil, die Bindung in der Paarbeziehung und die prä- und postpartale Depressivität, sowie Entwicklungsauffälligkeiten des Kindes im Alter von 18 Monaten erfasst. Im allgemeinen linearen Modell (ALM) waren eine länger vorliegende prä- und postpartale Depressivität der Mutter sowie Anzeichen einer unsicheren pränatalen Bindung zum Kind mit einer höheren Rate an kindlichen Verhaltensauffälligkeiten assoziiert. Die Befunde untermauern die Bedeutung der frühzeitigen Wahrnehmung von Depressivität bei Frauen während und nach der Schwangerschaft durch medizinische Fachkräfte und der Einleitung von entsprechenden Hilfen, um die Häufigkeit kindlicher Verhaltensauffälligkeiten zu reduzieren.

Abstract

An increasing number of children show signs of behavioral problems and dysregulation in early childhood. It is assumed that maternal depression and her attachment representations affect child development. This was investigated in a prospective study with 161 primiparae women. Via standardized questionnaires during the third trimester, 3 weeks, 6 months and 18 months postpartum, prenatal attachment of the mother to the unborn child, her general attachment style and postpartum depression as well as the child’s dysregulation at 18 months were assessed. In the GLM, longer-lasting pre- and postpartum depressivity and insecure partnership attachment representation were associated with child dysregulation. Therefore, early detection of pre- and postpartum depression is important in order to support both the affected women and the children for better child development.



Publication History

Received: 29 November 2021

Accepted: 30 May 2022

Article published online:
20 July 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany