PSYCH up2date 2023; 17(04): 269-275
DOI: 10.1055/a-1879-8841
SOP/Arbeitsablauf

SOP Insomnie

Elisabeth Hertenstein
,
Carlotta Schneider
,
Christoph Nissen

Patienten mit einer Insomnie leiden unter Ein- und/oder Durchschlafstörungen, die sich negativ auf die Tagesbefindlichkeit auswirken. Diagnostiziert wird eine Insomnie primär über eine ausführliche klinische Anamnese, ergänzt durch Fragebögen und Schlaftagebücher. Zur Differentialdiagnostik organischer Schlafstörungen kann eine Polysomnographie notwendig sein. Die Insomnie ist eine häufige Komorbidität der meisten psychischen Störungen und vieler körperlicher Erkrankungen. Behandelt wird die Insomnie leitliniengerecht mit der Kognitiven Verhaltenstherapie, die im Einzel- oder Gruppenformat sowie als online-gestützte Behandlung angeboten wird. Ist die Verhaltenstherapie nicht effektiv oder nicht verfügbar, können auch Medikamente eingesetzt werden.

Kernaussagen
  • Insomnie, gekennzeichnet durch Ein- und Durchschlafstörungen mit Tagesbeeinträchtigung, ist ein häufiges Gesundheitsproblem und eine häufige Komorbidität verschiedener körperlicher und psychischer Störungen.

  • Die Diagnostik sollte primär im ausführlichen klinischen Interview erfolgen und kann durch Schlaftagebücher und Fragebögen ergänzt werden. Auf organischer Seite sind insbesondere Hinweise auf ein Restless-Legs-Syndrom und ein Schlafapnoe-Syndrom zu beachten.

  • Die Verursachung der Insomnie ist meist multifaktoriell – wichtige aufrechterhaltende Faktoren sind ein ungünstiges Schlaf-Wach-Verhalten mit langen, unregelmäßigen Liegezeiten und ein gedanklicher Fokus auf das Thema Schlaf, der mit Angst und Anspannung einhergeht.

  • Behandlung der ersten Wahl, auch für Patienten mit Komorbidität, ist die Kognitive Verhaltenstherapie – ein multimodales Therapieprogramm bestehend aus Edukation, Verhaltensmaßnahmen wie der Liegezeitrestriktion, Kognitiver Therapie und Entspannungsübungen.

  • Ist die Verhaltenstherapie nicht ausreichend wirksam, können auch Medikamente eingesetzt werden. Gemäß klinischer Erfahrung empfehlen sich für den Langzeiteinsatz am ehesten niedrig dosierte sedierende Antidepressiva. Bei der Langzeiteinnahme von Benzodiazepinen und Z-Substanzen besteht die Gefahr von Toleranzentwicklung, Dosiseskalation und Abhängigkeit.

  • Leider ist die Kognitive Verhaltenstherapie bislang noch unzureichend implementiert. Maßnahmen, die dem entgegenwirken können, sind unter anderem online-Angebote und verhaltenstherapeutische Kurzprogramme, die ressourcensparend in den klinischen Alltag integriert werden können.



Publication History

Article published online:
11 July 2023

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