Intensivmedizin up2date 2023; 19(01): 53-71
DOI: 10.1055/a-1882-1408
Operative Intensivmedizin

Abdominaltrauma in der Intensivmedizin

Johanna Meyer-Wilmes
,
Hanno Nieß

Abdominaltraumata werden in stumpfe und penetrierende Verletzungen unterteilt, wobei Letztere durch die traumatische Eröffnung des Peritoneal- und/oder Retroperitonealraums gekennzeichnet sind. Stumpfe Abdominalverletzungen treten überwiegend im Rahmen eines Polytraumas auf [1]. Das Abdominaltrauma zeichnet sich durch eine hohe Letalität aus. Maßgebend für die Prognose sind die präzise Diagnostik und Therapie sowie präklinische Versorgungsmaßnahmen am Unfallort wie auch das nachfolgende innerklinische Management [2].

Kernaussagen
  • Die FAST-Sonografie (Focused Assessment Sonography for Trauma) bietet eine hohe Spezifität beim Nachweis von intraabdomineller Flüssigkeit.

  • Als sensitivstes diagnostisches Mittel, um das Ausmaß des Verletzungsmusters zu bestimmen, gilt das MSCT (Multi-Slice-CT).

  • Beim instabilen Patienten mit Abdominaltrauma und Hinweis auf Organverletzungen im FAST ist die notfallmäßige Laparotomie indiziert. Eine zeitliche Verzögerung durch weitere unnötige Maßnahmen ist unbedingt zu vermeiden.

  • Beim stabilen Patienten und niedriggradigen Organverletzungen kann ein nicht operatives Management beschlossen werden. Beim Nachweis einer aktiven Blutung im CT stellt die Angioembolisation eine Therapiemöglichkeit dar. Eine engmaschige Überwachung dieser Patienten ist entscheidend. Bei ausbleibendem Erfolg der nicht operativen Maßnahmen oder Verschlechterung der Kreislaufsituation sollte die Indikation zur operativen Versorgung gestellt werden.

  • Damage Control Surgery dient bei vital bedrohten Patienten nach Abdominaltrauma der Wiederherstellung von stabilen Kreislaufverhältnissen, Körpertemperatur und Blutgerinnung durch möglichst kurze OP-Zeit ohne definitive Versorgung. Der Patient soll anschließend möglichst rasch einer physiologischen Hämostase zugeführt werden, bevor eine definitive Versorgung erfolgen kann.

  • Das Beatmungsmanagement nach Trauma soll mittels kleiner Tidalvolumina möglichst lungenprotektiv durchgeführt werden.

  • Die letale Trias nach Trauma besteht aus Azidose, Hypothermie und Koagulopathie. Eine frühzeitige und wiederholte Korrektur sollte durchgeführt werden, um die Letalität zu verringern.

  • Bei Massentransfusionen sollen Blutprodukte im Verhältnis 4 FFP : 4 EK : 1 TK transfundiert werden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
30. März 2023

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