MSK – Muskuloskelettale Physiotherapie 2022; 26(04): 173
DOI: 10.1055/a-1902-1178
Forschung kompakt

Mehr Kraft und Effizienz beim Heben mit rundem Rücken

Heben ist ein bekannter Risikofaktor für Rückenschmerzen und in der Regel wird das Heben mit einer „geraden“ oder gestreckten Lendenwirbelsäule empfohlen. Diese Praxis wurde jedoch in letzter Zeit in Frage gestellt, da es an In-vivo-Forschungsergebnissen mangelt, die einen eindeutigen Zusammenhang zwischen einer gebeugten Lendenwirbelsäule (LWS) beim Heben und Schmerzen im unteren Rückenbereich belegen.

Bislang wurde der Einfluss der LWS-Haltung auf die Rekrutierung der Rumpfmuskulatur, die Kraft und die Effizienz beim Heben mit hoher Intensität noch nicht umfassend untersucht. Daher wählten die Autor*innen ein experimentelles Studiendesign mit wiederholten Messungen, bei dem der Effekt von 3 verschiedenen LWS-Haltungen während einer maximalen isometrischen Rumpfstreckung erfasst wurde. Sechsundzwanzig gesunde Proband*innen nahmen hierzu eine maximale Streckung (lordotisch), mittlere Streckung und vollständige Beugung der LWS ein, wobei ihre Knie auf 45° gebeugt waren.

Die Studie ergab, dass eine gebeugte LWS-Haltung die Fähigkeit des Körpers, ein Rumpfstreckmoment zu erzeugen, erhöht und die neuromuskuläre Effizienz deutlich verbessert. Umgekehrt führte die lordotische/gerade LWS-Haltung zu dem geringsten Streckmoment und der schlechtesten neuro-muskulären Leistungsfähigkeit.

Eine Haltung mit gebeugtem Rücken ist mit einer höheren Kraft und Effizienz der Rückenmuskulatur verbunden als eine lordotische Haltung. Diese Ergebnisse stellen die Empfehlung, mit einer lordotischen Lendenwirbelsäule zu heben, weiter in Frage.

Arne Vielitz



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Article published online:
12 September 2022

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