CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(02): 212-219
DOI: 10.1055/a-1911-1996
GebFra Science
Original Article

Teenagerschwangerschaften in Österreich – eine epidemiologische Studie zu Häufigkeit und perinatalem Outcome

Article in several languages: English | deutsch
Julia Lastinger
1   Universitätsklinik für Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische Endokrinologie, Kepler Universitätsklinikum, Johannes Kepler Universität Linz, Linz, Austria (Ringgold ID: RIN31197)
,
Sabine Enengl
1   Universitätsklinik für Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische Endokrinologie, Kepler Universitätsklinikum, Johannes Kepler Universität Linz, Linz, Austria (Ringgold ID: RIN31197)
,
Sabrina Neururer
2   Institut für klinische Epidemiologie der Tirol-Kliniken (IET), Landesinstitut für Integrierte Versorgung Tirol (LIV), Innsbruck, Austria (Ringgold ID: RIN31222)
,
Hermann Leitner
2   Institut für klinische Epidemiologie der Tirol-Kliniken (IET), Landesinstitut für Integrierte Versorgung Tirol (LIV), Innsbruck, Austria (Ringgold ID: RIN31222)
,
Peter Oppelt
1   Universitätsklinik für Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische Endokrinologie, Kepler Universitätsklinikum, Johannes Kepler Universität Linz, Linz, Austria (Ringgold ID: RIN31197)
,
Patrick Stelzl
1   Universitätsklinik für Gynäkologie, Geburtshilfe und Gynäkologische Endokrinologie, Kepler Universitätsklinikum, Johannes Kepler Universität Linz, Linz, Austria (Ringgold ID: RIN31197)
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Einleitung Schwangerschaften im Teenageralter haben weltweit, trotz insgesamt rückläufiger Zahlen, eine relativ hohe Prävalenz mit großem länderspezifischem Unterschied. Die Ursachen dafür sind multifaktoriell und reichen von mangelnder Sexualaufklärung über schlechte Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln bis hin zu früher Heirat. Häufig werden Teenagerschwangerschaften als geburtshilfliche Risikokonstellation bezeichnet, da das vermehrte Auftreten von peripartalen Komplikationen wie Frühgeburten, niedriges Geburtsgewicht oder niedrige kindliche Apgar-Werte in der Literatur beschrieben wurde. Ziel dieser retrospektiven Kohortenstudie ist es, die Häufigkeit von Schwangerschaften im Jugendalter in Österreich zu evaluieren und Besonderheiten in Bezug auf das perinatale mütterliche sowie neonatale Outcome herauszuarbeiten.

Material und Methoden Mittels einer Abfrage aus dem österreichischen Geburtenregister konnten Daten von insgesamt 751661 Geburten in Österreich im Zeitraum 01/2012 bis 12/2020 für die deskriptive Analyse herangezogen werden. Es wurden maternale, neonatale und geburtshilfliche Parameter ausgewertet. Die Mütter wurden in 2 Alterskategorien unterteilt: Schwangere ≤ 19 Jahre und erwachsene Schwangere zwischen 20 bis 39 Jahren.

Ergebnisse Die Neugeborenen der Teenagermütter waren signifikant kleiner (49,98 ± 3,11 vs. 50,31 ± 3,16 cm, p < 0,001) und hatten ein geringeres Geburtsgewicht als jene der erwachsenen Mütter (3216 ± 564 vs. 3247 ± 576 g, p < 0,001). Die Sectiorate war in der Gruppe der jungen Mütter etwa um ein Drittel niedriger als in der Gruppe der erwachsenen Schwangeren (21,1 vs. 31,8 %, p < 0,001). Die Neugeborenen der Teenagermütter hatten signifikant häufiger einen sehr niedrigen (< 4) und niedrigen (< 7) Apgar-Wert nach 5 Minuten (5-Minuten-Apgar < 4: 0,75 vs. 0,54 %, p = 0,004) (5-Minuten-Apgar < 7: 1,77 vs. 1,37 %, p = 0,001) und signifikant niedrigere arterielle Nabelschnur-pH-Werte (7,25 ± 0,08 vs. 7,26 ± 0,08, p < 0,001). Die perinatale Mortalität war bei den jüngeren Müttern höher (0,7 vs. 0,6%, p = 0,043).

Schlussfolgerung Die vorliegenden Daten zeigen, trotz der ausgezeichneten Gesundheitsversorgung in Österreich, merkliche Unterschiede im Outcome von Schwangerschaften bei Teenagern im Vergleich zu erwachsenen Frauen. Durch die Erstellung von Beratungsempfehlungen und/oder Leitlinien sollte auf wichtige Aspekte in der geburtshilflichen Begleitung von jugendlichen Müttern aufmerksam gemacht werden.



Publication History

Received: 24 March 2022

Accepted after revision: 26 July 2022

Article published online:
25 October 2022

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