Dtsch Med Wochenschr 2023; 148(16): 1020-1024
DOI: 10.1055/a-1922-1719
Dossier

Niereninsuffizienz und kardiovaskuläres Risiko

Renal insufficiency and cardiovascular risk
Christoph Wanner
,
Anna Laura Herzog
,
Jule Pinter
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Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz zeigen häufig atypische Symptome für eine kardiovaskuläre Problematik. Die richtige Interpretation der Symptomatik ist ausschlaggebend, um das Risiko für einen herzbedingten Notfall richtig einzuschätzen und präventive Maßnahmen zu ergreifen und die richtige Therapie einzuleiten.

Abstract

Patients with chronic renal insufficiency often show symptoms that are atypical for cardiovascular problems. The correct interpretation of the symptoms is crucial in order to correctly assess the risk of a heart-related emergency and to take preventive measures and initiate the right therapy. Biomarkers such as NT-proBNP, troponin T or hsCRP (highly sensitive CRP) are independent predictors of mortality, but do not replace instrument-based diagnostics. Patients with renal insufficiency often have stiff vessels which, due to the premature reflection of the pulse wave, can lead to left ventricular dysfunction and ultimately to heart failure.

Kernaussagen
  • Eine meist fortgeschrittene Atherosklerose ist in etwa der Hälfte aller Patienten mit chronischer Nierenerkrankung (CKD) für kardiale und vaskuläre Ereignisse verantwortlich.

  • Eine verminderte glomeruläre Filtrationsrate und die Albuminurie sind unabhängige Risikofaktoren für kardiovaskuläre Morbidität und Gesamtmortalität.

  • Für das akzelerierte Altern der Gefäße und die Intima-Media-Verkalkung spielen sowohl traditionelle als auch nicht traditionelle Risikofaktoren eine Rolle.

  • Bei fortgeschrittener CKD kommt dem Phosphat eine besondere Rolle zu.

  • Eine atypisch vorliegende Klinik, Unsicherheiten in der Interpretation kardialer Biomarker und seltener auftretende EKG-Veränderungen tragen zu verzögerter Diagnostik und zu einer suboptimalen späten Therapie bei.

  • Da die Einschränkung der Nierenfunktion ein Äquivalent zur koronaren Herzerkrankung ist, kommt der Prävention ein hoher Stellenwert zu.

  • Neue renokardiale und organprotektive Therapien stehen zur Verfügung und können bereits frühzeitig, vor allem von Allgemeinmedizinern, eingesetzt werden.

  • Nephrologen sehen die typischen Patienten, Typ-2-Diabetiker mit diastolischer kardialer Dysfunktion und Albuminurie, oft erst in präterminalen Phasen der Erkrankung.



Publication History

Article published online:
04 August 2023

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