Zusammenfassung
Hintergrund Die radiologische Versorgung während des Nacht- und Wochenenddienstes von Kindern und Jugendlichen ist herausfordernd. Dies gilt insbesondere dann, wenn ein dedizierter kinderradiologischer Vorder- oder Hintergrunddienst nicht verfügbar ist.
Methode Die vorliegende Übersicht soll anhand von 4 häufigen Fallkonstellationen – Bauchschmerzen, Atem-/Brustschmerzen, Kopfschmerzen und Gehverweigerung – die Herangehensweise, die relevantesten Diagnosen und deren Differenzialdiagnosen vorstellen. Anhang von Merksätzen werden klinische Einordnung (z. B. Dynamik von Erkrankungen) und praktische Handlungsanweisungen (z. B. Notwendigkeit einer akuten Schnittbilddiagnostik) thematisiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Für den Bauchbereich steht die Appendizitis an erster Stelle akuter Erkrankungen. Weitere wichtige Erkrankungen sind die Invagination und der Volvulus. Weit häufiger ist jedoch eine Gastroenteritis die Ursache der Bauchschmerzen. Diese bedarf im Regelfall keiner Bildgebung, in unklaren klinischen Situationen kann der Ultraschall angezeigt sein. Für den Brustbereich erfolgt bei den häufig vorkommenden pulmonalen Infekten in den wenigsten Fällen eine Bildgebung. Nur bei nicht konklusiven Fällen und bei Verdacht auf Komplikationen wie einem Pleuraempyem wird die Bildgebung durchgeführt. Wichtige thorakale Notfälle sind der (Spontan-) Pneumothorax und die Aspiration. Kopfschmerzen sind häufig. Nur im Einzelfall ist bei Verdacht auf akut entzündliche (Meningitis/Enzephalitis) oder vaskuläre Erkrankungen (z. B. bei Blutung aufgrund von Gefäßmalformationen) eine umgehende Bildgebung erforderlich. Die MRT ist hier primäre Bildgebungsmethode. Geheinschränkung/Gehverweigerung ist ein klassisches unspezifisches Zeichen insbesondere bei kleinen Kindern für akute Erkrankungen im muskuloskelettalen Bereich. Die klinische Untersuchung ist essenziell um das Untersuchungsfeld einzugrenzen. Neben der häufigen und symptomatisch zu behandelnden Coxitis fugax darf die seltene, aber mit gravierenden Folgen vergesellschaftete (septische) Arthritis/Osteomyelitis keinesfalls übersehen werden.
Kernaussagen:
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Die radiologische Versorgung von Kindern und Jugendlichen stellt insbesondere im Nacht- und Wochenenddienst eine Herausforderung dar.
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In der engen Zusammenarbeit mit den zuweisenden KollegInnen/Kliniken lässt sich aber selbst bei nicht klarer Symptomatik die passende Herangehensweise gut festlegen.
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Die Auswahl der optimalen Bildgebungsmethode basiert auf Orientierungshilfen und Leitlinien, aber auch dem Zustand des Kindes/Jugendlichen.
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Ein stilles oder wimmerndes Kind ist ein Alarmzeichen.
Zitierweise
Key words
children - injuries - imaging sequences - decision analysis