Zusammenfassung
Zahlreiche Studien zeigen, dass Beeinträchtigungen bei chronischem
Tinnitus eng mit psychosomatischen und anderen Begleiterscheinungen verwoben
sind. In dieser Übersicht werden einige Arbeiten zu diesem Thema
zusammengefasst und eingeordnet. Neben einer möglichen
Hörminderung sind individuelle Wechselwirkungen aus medizinischen und
psychosozialen Belastungsfaktoren sowie Ressourcen von zentraler Bedeutung.
Tinnitusbelastung spiegelt eine große Anzahl interkorrelierter,
psychosomatischer Einflussfaktoren wider – wie z. B.
Persönlichkeitseigenschaften, Stressreaktivität sowie
Depressions-, oder Angsterleben, die mit kognitiven Einschränkungen
einhergehen können und im Rahmen eines
Vulnerabilität-Stress-Reaktion Modells konzeptualisiert werden sollten.
Des Weiteren können übergeordnete Faktoren wie Alter, Geschlecht
oder Bildungsstand die Vulnerabilität für Belastungserleben
erhöhen. Diagnostik und Therapie des chronischen Tinnitus müssen
somit individualisiert, multidimensional und interdisziplinär erfolgen.
Multimodale psychosomatische Therapieansätze zielen darauf ab,
individuell konstellierte medizinische und audiologische Einflussfaktoren sowie
psychologische Erlebensaspekte zu adressieren und die Lebensqualität
Betroffener nachhaltig zu erhöhen. Ein Counselling im Erstkontakt ist
für Diagnostik und Therapie ebenfalls unabdingbar.
Schlüsselwörter
Tinnitus, Komorbidität - Depression - Angst - Schmerz - Kognition