Neuroradiologie Scan 2023; 13(01): 8-11
DOI: 10.1055/a-1965-5311
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Poster Neuroradiologie Scan 1-2023

 
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Abbildung 1: Carotid Web bei embolischem Schlaganfall mit nicht bestimmter Emboliequelle Notfällige Vorstellung eines 43-jährigen Mannes bei akuter linkshemisphä raler Symptomatik (NIHSS 18 Punkte). Neben einem Nikotinabusus bestand keine Vorerkrankung oder Vormedikation. In der multimodalen CT zeigte sich ein M1-Verschluss links mit bereits beginnender Infarktdemarkierung (ASPECTS 7), ein großer umspülter Thrombus in der prox. ACI links sowie ein großes Tissue-at-risk. Es erfolgten die komplikationslose mech. Rekanalisation der MCA, die Teilentfernung des ACI-Thrombus durch Aspiration (a) und die Thrombozytenaggregationshemmung mittels Tirofiban zur Prophylaxe einer Re-Thrombosierung. Bei persistierender Symptomatik wurde nach 5 Stunden die CT aktualisiert mit Nachweis einer Re-Thrombusbildung in der prox. ACI und eines Re-M1- Verschlusses links, mutmaßlich aus der ACI embolisiert. In der Re-Intervention erfolgte die Double-Layer Stent-PTA der prox. ACI zur Thrombusprotektion sowie die mech. Rekanalisation des Re-M1-Verschlusses (c). Es besteht der hochgradige V. a. ein zugrundeliegendes Carotid Web. Das Carotid Web stellt als fokale Pathologie der prox. ACI eine seltene Schlaganfallursache dar und ist bei schlechter Evidenzlage in 9,4–37% als Ursache des kryptogenen Schlaganfalls anzusehen1. Beim embolischen Schlaganfall mit nicht bestimmter Emboliequelle (ESUS) sollte insbesondere bei jüngeren Patienten <50 Jahre mit fehlenden oder geringen Risikofaktoren sowie einem einseitigen embolischen Infarkt in der vorderen Zirkulation an ein Web gedacht werden. Pathogenetisch ist das Web eine Form der fokalen (intimalen) fibromuskulären Dysplasie und prä sentiert sich als membranartige Protrusion in das Lumen der prox. ACI (d). Die distal des Web veränderte Hämodynamik führt zur Hämostase und prädisponiert für Thromboembolien (dem Web aufgelagerter Thrombus in 29%2). a Angiografie mit großem wandständigen Thrombus in der prox. ACI (kurzer Pfeil) und M1-Verschluss (langer Pfeil). Nach Aspiration deutliche Reduktion der Thrombuslast. Nach mech. Rekanalisation frei perfundierte MCA. b Abschlussbefund mit residuellem Thrombus in der prox. ACI (Pfeil), mutmaßlich auf dem Boden eines Web. c Re-Angiografie bei erneuter Thrombusbildung in der prox. ACI (Pfeil). Thrombusprotektion mittels Stent-PTA sowie mech. Rekanalisation des Re-M1-Verschlusses. d Charakteristische Morphologie und Lokalisation des Web bei anderem Patienten. [Autoren: Joe-Iven Watkinson und Dr. Johannes Hensler, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Radiologie und Neuroradiologie] 1Zhang AJ, Dhruv P, Choi P et al. A Systematic Literature Review of Patients With Carotid Web and Acute Ischemic Stroke. Stroke 2018; 49: 2872–2876. 2Haussen DC, Grossberg JA, Bouslama M et al. Carotid Web (Intimal Fibromuscular Dysplasia) Has High Stroke Recurrence Risk and Is Amenable to Stenting. Stroke 2017; 48: 3134–3137.
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Abbildung 2: Akute zerebrale Ischämie auf dem Boden einer kardioembolischen Genese 88-jährige Patientin mit einem akut einsetzenden rechts-hemisphäralen Syndrom, mit Hemiplegie der linken Körperseite sowie einem Neglect und Anosognosie: In der multimodalen CT-Untersuchung, bestehend aus nativem CCT, CT-Angiographie und CT-Perfusion sind keine Infarktdemarkierungen (ASPECT 10), aber ein Thrombus im M1-Segment der rechten A. cerebri media sowie ein korrespondierendes zerebrales Perfusionsdefizit abzugrenzen. Im Rahmen eines hiesigen One-Stop-Schlaganfall CT-Protokolls wurde im Rahmen der multimodalen CT eine ergänzende Herzuntersuchung implementiert, zum frühzeitigen Ausschluss einer kardioembolischen Schlaganfallursache. Diese zeigte einerseits eine trianguläre Kontrastmittelaussparung im linken Vorhofohr, als Zeichen einer Blutstase und Hinweis auf ein vorliegendes Vorhofflimmern, sowie zusätzlich eine 10 mm messende ovaläre und umspülte Aussparung als Korrelat für einen Vorhofthrombus. Zusammenfassend konnte somit frühzeitig – also bereits in der Notfallsituation – die Diagnose einer kardioembolischen Schlaganfalldiagnose gestellt werden. Es erfolgte umgehend die mechanische Thrombektomie und die Einleitung einer sekundären Schlaganfallprophylaxe, um die erhöhte Rezidivgefahr bei einer kardioembolischen Genese zu reduzieren. a natives CCT, ohne Hinweis auf eine Infarktdemarkierung (ASPECT 10). b CT-Perfusion, mit rechts-hemisphäralem Perfusionsdefizit, ohne Infarktkern. c CT-Perfusion, mit rechts-hemisphäralem Perfusionsdefizit, ohne Infarktkern. d, e CT des Herzens mit triangulärer Minderkontrastierung im linken Vorhofohr (D, gestrichelte Linie), als Zeichen einer Blutstase, im Rahmen eines Vorhofflimmerns. Zusätzliche ovaläre Kontrastmittelaussparung im linken Vorhofohr, diese als Zeichen eines Vorhofthrombus (E, gestrichelter Pfeil). [Autoren: Dr. Philipp Maas, Dr. Patrick Langguth, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Radiologie und Neuroradiologie]


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Article published online:
10 January 2023

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