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DOI: 10.1055/a-1979-5270
Herbardigitalisierung und Bürgerwissenschaften
Die Herbonauten am Botanischen Garten und Botanischen Museum BerlinVielfältige Forschungsaktivitäten am Botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin an der Freien Universität gründen sich auf den umfangreichen und über Jahrhunderte aufgebauten und kuratierten botanischen Sammlungsbeständen des Hauses. Neben der Lebendsammlung, der Dahlemer Saatgutbank und der DNA-Bank spielt das Herbarium B mit rund 4 Millionen getrockneten und gepressten Pflanzenbelegen als größte deutsche botanische Forschungssammlung eine besondere Rolle. Die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichenden Pflanzenfunde sind unter anderem die Grundlage für die Benennung und Klassifikation von Taxa, morphologische Studien, Analysen von sich verändernden Artverbreitungen sowie molekulare und bioinformatische Methoden. Unter den vielfältigen Herbarbelegen befindet sich auch eine Anzahl von Arzneipflanzen, die ethnomedizinische Bedeutung besitzen und von der indigenen Bevölkerung auch therapeutisch genutzt wurden.
Neben der gepressten und getrockneten Pflanze selbst, finden sich auf Herbarbelegen zahlreiche Informationen zu Fundort, Sammelzeitpunkt, Habitat, Sammlerin oder Sammler, Bestimmung sowie Annotationen, die im Rahmen von Studien auf den Objekten angebracht werden ([Abb. 1]). Diese „Metadaten“ liefern den Kontext der Objekte und sind damit unverzichtbar für deren Auswertung und Einbindung in Forschungsprozesse.
Seit der Jahrtausendwende hat der Botanische Garten Berlin begonnen, sein Herbarium in hoher Qualität zu digitalisieren. Dabei werden hochauflösende Fotos der Einzelobjekte erstellt, die zugehörigen Metadaten standardisiert in Datenbanken erfasst und die Informationen über nationale und internationale Netzwerke für Biodiversitätsdaten frei zur Verfügung gestellt.
Bis heute konnten ca. 10% der 4 Millionen Herbarbelege des Botanischen Gartens als Foto-Digitalisate bereitgestellt werden. Die Methoden der Digitalisierung sind dabei über die Jahre immer effizienter geworden und erlauben die Erstellung der digitalen Bilder in hoher Geschwindigkeit. Die Erfassung der zugehörigen Metadaten bleibt allerdings ein zeitaufwändiger und teurer Prozess, da die Etiketteninformationen interpretiert und standardisiert werden müssen und häufig handgeschrieben und damit schwer zu lesen sind.
Publication History
Article published online:
26 February 2024
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