Aktuelle Dermatologie 2023; 49(01/02): 14-15
DOI: 10.1055/a-1980-9601
Nachruf

In Gedenken an Prof. Dr. med. Detlef Zillikens, Direktor der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Universität Lübeck

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Prof. Dr. med. Detlef Zillikens. [rerif]

Die Nachricht vom Tod unseres Freundes und Kollegen Prof. Dr. Detlef Zillikens, der am 19. September 2022 nach kurzer und schwerer Krankheit viel zu früh verstarb, war für uns alle sehr traurig und erschütternd. Viele Kolleg:innen kannten Detlef sowohl als exzellenten und erfolgreichen Dermatologen und Wissenschaftler als auch als konstruktiven, zuverlässigen und optimistischen Menschen.

Detlef Zillikens wuchs in Wesseling bei Bonn mit zwei Schwestern auf, seine Mutter war Laborantin, sein Vater promovierter Chemiker. Nach dem Schulbesuch in Wesseling und Bonn nahm er das Studium der Humanmedizin an der Universität zu Bonn auf, das er in Heidelberg fortsetzte. Am dortigen Institut für Klinische Chemie promovierte er bei Prof. H. Schmidt-Gayk über die Entwicklung eines Radioimmunoassays zum Nachweis des menschlichen Parathormons. 1986 begann Detlef Zillikens zunächst eine Facharztweiterbildung zum Chirurgen an der Klinik für Allgemeinchirurgie in Heppenheim. Schon nach kurzer Zeit zog es ihn glücklicherweise in unser Fachgebiet, die Dermatologie. Er wechselte 1988 an die seinerzeit von Prof. Günter Burg geleitete Würzburger Universitäts-Hautklinik. Unter Prof. Eva-Bettina Bröcker (seit 1992), setzte er seine Weiterbildung fort, die er 1992 mit der Facharztqualifikation abschloss; schon wenige Tage später wurde er zum Oberarzt ernannt.

Bereits als Arzt in Weiterbildung entdeckte Detlef Zillikens mit den bullösen Autoimmundermatosen sein wissenschaftliches Lebensthema, dem er sich mit größter Leidenschaft widmen sollte. Als einer der ersten seiner zahlreichen Doktorand:innen analysierte E. S. Entzündungsmediatoren in Seren und Blasenflüssigkeiten von Patienten mit bullösem Pemphigoid. Schon als junger Oberarzt (seit 1992) kennzeichneten Detlef Zillikens seine beständige, keine Zeit und Mühe scheuende, passionierte und überaus sorgfältige, akribische Arbeit und seine gewinnende und ausgleichende, stets zugewandte und wertschätzende Persönlichkeit.

Nach Zusatzbezeichnungen in Allergologie und Phlebologie habilitierte Detlef Zillikens 1994 über „Zelluläre und humorale Immunmechanismen in der Pathogenese von bullösem Pemphigoid und Pemphigus“. Von 1994–1997 (nach seiner Habilitation!) arbeitete er als DFG-geförderter Postdoktorand im Labor von Louis Diaz und George Giudice am Medical College of Wisconsin, Milwaukee, USA. In dieser Zeit charakterisierte er die Spezifitäten von Autoantikörpern gegen BP180 (Typ XVII-Kollagen) bei verschiedenen Pemphigoid-Erkrankungen. Zurückgekehrt nach Würzburg, etablierte er in den USA erlernte molekulare Techniken, baute das autoimmunologische diagnostische Labor der Klinik aus und führte neue Therapieansätze für bullöse Autoimmundermatosen wie die Immunadsorption und die Gabe von Rituximab ein. Im Jahr 2000 wurde Detlef Zillikens zum außerplanmäßigen Professor ernannt und 2003 auf eine C3-Professur für Haut- und Geschlechtskrankheiten an der Würzburger Hautklinik berufen.

Im April 2004 wechselte er als Ordinarius an die Klinik für Dermatologie der Universität zu Lübeck in der Nachfolge von Prof. Helmut Wolff. Unter seiner Leitung wuchs die Zahl der stationären Betten von 33 auf 64. Nach dem Umzug in das Gebäude der benachbarten Frauenklinik entwickelte sich die dermatologische Tagesklinik mit über 12 000 Behandlungstagen jährlich zu einer der größten Versorgungseinrichtungen dieser Art. Gleichzeitig wurden die ambulanten und labordiagnostischen Tätigkeiten erheblich ausgebaut. Inzwischen behandelt ein Team von 57 Ärzt:innen dermatologische Patient:innen an der Lübecker Hautklinik.

Detlef Zillikens‘ wissenschaftliche Leidenschaft blieben zeitlebens die bullösen Autoimmundermatosen. Auf diesem Gebiet war er einer der international führenden Experten, publizierte mehr als 600 wissenschaftliche Arbeiten und etablierte das weltweit größte Forschungszentrum in diesem Themenfeld. Durch seine nach vorne schauende Art vermochte er es, nicht nur in Lübeck zahlreiche Kolleg:innen zur intensiven Beschäftigung mit „seinem“ Thema zu motivieren. Eine entscheidende Rolle spielte dabei auch seine Weitsicht für den Aufbau neuer Strukturen. Seit 2007 Mitglied des Steering-Komitees des Exzellenzclusters 303 Inflammation at Interfaces und seit 2019 des Exzellenzclusters 2167 Precision Medicine in Chronic Inflammation gelang es ihm, fünf zusätzliche Professuren (aktuell besetzt durch Ralf Ludwig, Saleh Ibrahim, Diamant Thaci, Hauke Busch und Jennifer Hundt) für die Lübecker Dermatologie zu gewinnen. 2014 konnten eine Stiftungsprofessur (initial besetzt durch E. S.) und 2016 im Kontext der Klinischen Forschergruppe 303 Pemphigoid Diseases eine weitere Professur (aktuell Christian Sadik) eingerichtet werden. Jüngst wurde mit Markus Hoffmann die W2-Professur Immunologie der Haut besetzt. Mit der Etablierung zweier unabhängiger Institute, dem Comprehensive Center of Inflammatory Medicine und dem Lübeck Institute of Experimental Dermatology, konnten für sechs dieser Professuren langfristige und von der Hautklinik unabhängige Arbeitsbereiche geschaffen werden. Schließlich gelang es Detlef Zillikens, 30 Millionen Euro für die Errichtung des 2500 m2 großen Forschungsgebäudes Center for Research on Inflammation of the Skin einzuwerben – hiermit konnte sein Traum, alle Forschungsaktivitäten auf dem Feld der entzündlichen Dermatosen auf dem Lübecker Campus unter einem Dach zu vereinen, in Erfüllung gehen. Seine langjährige Kooperation mit der Lübecker Firma Euroimmun führte zur Entwicklung innovativer Nachweissysteme für zirkulierende Autoantikörper bei bullösen Autoimmundermatosen – wichtige Meilensteine in der Diagnostik dieser Erkrankungen, die weltweit Standards setzten.

Die Förderung des wissenschaftlichen und klinischen Nachwuchses war für Detlef Zillikens eine Herzenzangelegenheit. Als Sprecher des Graduiertenkolleg 1727 Modulation of Autoimmunity (2011–2020) ermöglichte er zahlreiche medizinische und naturwissenschaftliche Promotionen. Durch die erfolgreiche Einwerbung eines Clinician Scientist Programms der DFG konnte 2019 die Clinician Scientist School Lübeck (CSSL) etabliert werden. Zuletzt gelang Detlef Zillikens 2021 die Einwerbung des SFB 1526 Pathomechanisms of Antibody-mediated Autoimmunity: Insights from Pemphigoid Diseases mit 17 Forschungsprojekten.

Als Mitherausgeber verschiedener nationaler und internationaler dermatologischer Fachzeitschriften, als gewähltes Mitglied des Fachkollegiums Medizin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (2012–2020), als langjähriges Mitglied und Leiter der Forschungskommission und nicht zuletzt als für die wissenschaftliche Ausrichtung und Weiterentwicklung verantwortlicher Vizepräsident der Universität zu Lübeck (2013–2018) war Detlef Zillikens national und international überaus sichtbar. Das immense wissenschaftliche Vermächtnis von Detlef Zillikens wird uns und seine zahlreichen Mentees weiter inspirieren, seine Konzepte und Ideen werden in uns weiterleben.


Enno Schmidt
Matthias Goebeler
Michael P. Schön
Patrick Terheyden



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Article published online:
13 February 2023

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