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DOI: 10.1055/a-1985-2053
„Filme sind der Spiegel der bestehenden Gesellschaft“ – das Thema Schwangerschaftsabbruch in deutschen Spielfilmen der Jahre 1918 bis 1973
„Filme sind der Spiegel der bestehenden Gesellschaft“ [1], so der Journalist, Soziologe und Filmtheoretiker Siegfried Kracauer (1889–1966). Der vermutlich erste (Stumm-)Film, der sich dem Thema Geburtenkontrolle und Schwangerschaftsabbruch widmete, erlebte am 16. April 1916 im New Globe Theater in New York seine Premiere: „Where Are My Children?“ entstand nach einem Drehbuch des Ehepaars Lois Weber und Phillips Smalley in den Universal Studios. Regie führte Lois Weber (1879–1939), eine der ersten Filmregisseurinnen überhaupt. Obwohl der Film z. B. in Pennsylvania verboten wurde, spielte er 3 Mio. Dollar ein und fand in den Vereinigten Staaten ein großes Publikum [2]. 2014 legten Sisson und Kimport ihre Analyse von amerikanischen Kino- und Fernsehfilmen zum Thema Schwangerschaftsabbruch für den Zeitraum 1916 bis 2013 vor [3]. Dies war die erste Bestandsaufnahme und systematische Analyse von Filmplots zum Schwangerschaftsabbruch im US-Film und -Fernsehen seit Beginn des amerikanischen Kinos. Für Deutschland resp. die DDR und die Bundesrepublik steht eine solche, sicher interessante Auswertung noch aus. Ob die Ergebnisse des aktuell noch laufenden wissenschaftlich-künstlerischen Forschungsprojekts von F. Kabisch, die sich explizit der queer-feministischen Perspektive verschrieben hat [4], diese Lücke schließen werden, wird sich zeigen.
Publication History
Article published online:
03 February 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Kracauer S. Die kleinen Ladenmädchen gehen ins Kino. In: Kracauer S. Das Ornament der Masse. Essays. Frankfurt am Main: Suhrkamp; 1977: 279-294
- 2 Grace K. “Where Are My Children? (1916)”. Embryo Project Encyclopedia. 26.05.2017 Accessed December 11, 2022 at: http://embryo.asu.edu/handle/10776/11520
- 3 Sisson G, Kimport K. Telling stories about abortion: abortion-related plots in American film and television, 1916–2013. Contraception 2014; 89: 413-418
- 4 Kabisch F. Betonen, dass nichts betont werden muss. Über die Darstellung von Abtreibungen in Filmen und Serien und die Frage: Gibt es ‚positive Bilder‘?. zkmb Zeitschrift Kunst Medien Bildung; 01.09.2020. Accessed December 11, 2022 at: http://zkmb.de/betonen-dass-nichts-betont-werden-muss-ueber-die-darstellung-von-abtreibungen-in-filmen-und-serien-und-die-frage-gibt-es-positive-bilder/
- 5 Wikipedia. Kategorie: Schwangerschaftsabbruch im Film. Accessed December 06, 2022 at: https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Schwangerschaftsabbruch_im_Film
- 6 Wikipedia. Category: Films about abortion. Accessed December 06, 2022 at: https://en.wikipedia.org/wiki/Category:Films_about_abortion
- 7 Schroer M. Gesellschaft im Film. In: Geimer A, Heinze C, Winter R. Handbuch Filmsoziologie. Wiesbaden: Springer VS; 2021.
- 8 Hamenstädt U. Filme als Spiegel der Gesellschaft. In: Politik und Film. Ein Überblick. Wiesbaden: Springer Fachmedien; 2016. Accessed November 21, 2022 at: https://www.springerprofessional.de/filme-als-spiegel-der-gesellschaft/7383566
- 9 Köhne JB. Absentes vergegenwärtigen. Schwangerschaftsabbruch und Fötalimagologie in westlichen Filmkulturen seit den 1960er Jahren. In: Basarn A, Köhne JB, Sabo K, Wieder C. Sexualität und Widerstand. Internationale Filmkulturen. Berlin: Mandelbaum; 2018: 243-285
- 10 David M, Ebert AD. Zur Geschichte des § 218 in beiden deutschen Staaten von 1949 bis zur Wiedervereinigung vor 30 Jahren. Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80: 891-895
- 11 [Anonym]. Cinema-Redaktionskritik. Gelegenheitsarbeit einer Sklavin. Accessed December 11, 2022 at: https://www.cinema.de/film/gelegenheitsarbeit-einer-sklavin,1323625.html