Notfallmedizin up2date 2023; 18(04): 419-438
DOI: 10.1055/a-1991-1141
Neurologische Notfälle

Koma unklarer Genese – Der Weg zur Diagnose

Maximilian Schock
,
Wolf Schmidt

Komatöse Patienten stellen eine substanzielle Herausforderung für Kliniker in Notaufnahmen und im Rettungsdienst dar. Diese Patienten zeichnen sich durch schwerwiegende Erkrankungen aus, die regelmäßig zu erheblichen Abweichungen der Vitalparameter führen. Die differenzialdiagnostischen Überlegungen, die bei der Akutversorgung komatöser Patienten angestellt werden, sind durch eine bemerkenswerte Komplexität gekennzeichnet.

Kernaussagen
  • Das Koma unklarer Genese stellt ein Notfallszenario dar, das ein koordiniertes Vorgehen erfordert und eine breite Palette potenzieller Ursachen aus verschiedenen medizinischen Fachbereichen sowie häufig Störungen der Vitalparameter umfasst.

  • Das Ziel eines „Koma-Alarms“ besteht darin, eine schnelle und präzise Abklärung des akuten Komas zu ermöglichen, um eine zeitnahe und angemessene Therapie für diese Hochrisikopatientengruppe einzuleiten.

  • Etwa ⅔ der Komafälle sind auf primäre Pathologien im zentralen Nervensystem (ZNS) zurückzuführen, während ca. ⅓ auf sekundäre Ursachen der Vigilanzstörung zurückzuführen ist. Es ist jedoch zu beachten, dass rund 33% der Fälle mehr als eine Ursache für das Koma aufweisen können.

  • Jede diagnostische Methode, angefangen von der körperlichen Untersuchung bis hin zu Laboruntersuchungen und bildgebenden Verfahren, stellt einen Baustein zur Diagnose dar. Gleichzeitig ist es wichtig, die Grenzen jeder einzelnen Untersuchungsmethode zu kennen.

  • In bestimmten klinischen Situationen sollte, bevor weitere diagnostische Maßnahmen ergriffen werden, eine gezielte, kalkulierte Therapie in Betracht gezogen werden. Dazu gehören beispielsweise die Frage, ob ein Status epilepticus oder eine Sepsis vorliegt, oder der Verdacht auf eine Meningoenzephalitis basierend auf Anamnese und körperlicher Untersuchung.

  • Wenn weder die Computertomografie noch das Notfalllabor eine Erklärung für das Koma bieten, sind eine Lumbalpunktion, ein EEG und eine zerebrale Magnetresonanztomografie (cMRT) erforderlich.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
05. Dezember 2023

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