Arthritis und Rheuma 2023; 43(02): 85
DOI: 10.1055/a-2006-9291
Editorial

Hilfsmittel und Orthesen in der Rheumatologie

Wolfgang Rüther
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Roger Scholz
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Prof. Dr. Wolfgang Rüther
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Dr. Roger Scholz

Die Hilfsmittelversorgung und die technische Orthopädie treten in der Patientenversorgung mehr und mehr in den Hintergrund, so ist unser Eindruck. Das trifft nicht nur auf die Orthopädie, sondern auch auf die Rheumatologie zu. Nach Rezeptur wird die Auswahl des Produktes oder die Ausgestaltung der Orthese gern vollständig der Orthopädietechnikerin oder dem Ergotherapeuten überlassen – nicht aus Nachlässigkeit, sondern aus Unkenntnis.

Gründe für die Entwicklung mögen zum einen sein, dass die Erfolge einer Orthese, z. B. in der Fehlstellungsprophylaxe, in der Literatur leider wenig hinterlegt sind. Zum anderen ist der Effekt einer Orthese oder eines Hilfsmittels für den Patienten nicht immer kurzfristig spürbar. Orthesen bringen auch Einschränkungen mit sich, können im Alltag störend sein und einer Eingewöhnung bedürfen – dadurch sinkt die Akzeptanz beim Patienten.

Ein besonderer Aspekt scheint aber die unzureichende Weiterbildung und Fortbildung zu sein. Klinikeigene orthopädietechnische Werkstätten wurden in der Vergangenheit zunächst durch innerklinische Vertragswerkstätten ersetzt, und heute liegen Firmen für Orthopädietechnik meist außerhalb der Kliniken. Der unmittelbare Kontakt der Weiterzubildenden mit der Werkstatt ist aufgehoben. Und ist der Facharzt für Rheumatologie oder Orthopädie und Unfallchirurgie mit den technischen Möglichkeiten zu wenig vertraut oder von ihrer Effizienz nicht hinreichend überzeugt, verkümmert die technische Orthopädie im therapeutischen Repertoire.

Der Beitrag von C. Pothmann et al. aus der Klinik in Sendenhorst bietet einen reich bebilderten Überblick über Alltagshilfen für die rheumatische Hand. Es wird deutlich, wie mannigfaltig die Nuancen sind. Lassen Sie sich anregen, wie Sie Ihren Patienten die alltäglichen Handgriffe erleichtern können!

R. Scholz stellt die Grundsätze für die Orthesenversorgung an der Hand dar. Es ist eine hohe Individualisierung notwendig, die gute Kenntnisse in der vorliegenden Pathologie erfordert. Der Aufwand ist groß, aber die Effektivität der Orthesen ist unbestritten.

J. Brandt skizziert hilfreiche Mieder und Bandagen für die rheumatische Hals- und Lendenwirbelsäule. Starre Orthesen finden in der Rheumatologie so gut wie keine Anwendung mehr. Die Anwendungsindikationen bei kraniozervikaler Destruktion bleiben unscharf.

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre. Wir hoffen, Ihr Interesse zu wecken für ein spezielles Feld, das nach wie vor im Repertoire rheumatologischer Therapie nicht fehlen darf.

Prof. Dr. Wolfgang Rüther, Hamburg

Dr. Roger Scholz, Oschatz



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Article published online:
09 May 2023

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