Die moderne Genetik hat ermöglicht, dass die Suche nach Assoziationen
zwischen Genen und Autoimmunerkrankungen mittlerweile über das gesamte
menschliche Genom ausgedehnt werden kann. Sogenannte „genome-wide
association studies“ (GWAS) beschreiben dabei eine Vielzahl von genetischen
Markern, die sich mit unterschiedlich starker Signifikanz bei Patienten
häufiger oder seltener finden als bei einem gesunden Vergleichskollektiv.
Die meisten dieser Marker sind „single nucelotide polymorphisms“
(SNPs)- also Varianten im genetischen Code, die sich nur auf ein einziges Nukleotid
beziehen. Derartige GWAS operieren mit sehr großen Datenmengen, deren
Interpretation mitunter schwierig ist. Nicht immer ist die gefundene Abweichung
relevant, und nicht immer ist sie an anderen Patientenkollektiven reproduzierbar.
Die Ursachen dafür können vielfältig sein: Zum einen
können die untersuchten Kollektive tatsächlich genetische
Verschiedenheiten aufweisen, zum anderen können Unterschiede in den
Stichprobengrößen zu Unterschieden im Signifikanzniveau
führen. Außerdem können externe Risikofaktoren für
eine Autoimmunerkrankung geographische Unterschiede aufweisen (Keimspektrum,
chemische Noxen, UV-Strahlung u.a.m.). Daher können genetische
Hintergründe in unterschiedliche Regionen eine andere pathogenetische
Bedeutung aufweisen. Nicht zu vergessen ist außerdem, dass genetische
Unterschiede zwischen Kranken und Gesunden umso schärfer herausgearbeitet
werden können, je besser die Patienten charakterisiert sind. Stützt
man sich bei der Diagnose einer Erkrankung lediglich auf einen ICD-Code, der
irgendwann in die Krankenakte eingetragen wurde, oder wurden die Patienten
tatsächlich von Spezialisten gesehen und für die Analyse rekrutiert?
Deswegen ist es üblich, eine an einer Population gefundene genetische
Assoziation („discovery cohort“) an einer anderen,
unabhängigen Stichprobe zu überprüfen („replication
cohort“).