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DOI: 10.1055/a-2016-9196
Kosten potenziell ambulant erbringbarer endoskopischer Leistungen in Fällen mit 1-Tages-Verweildauer gegenüber einer längeren Verweildauer
Costs of potentially outpatient endoscopic procedures in cases with a 1-day hospital stay versus a longer stayZusammenfassung
Einleitung Die „Ambulantisierung“, d.h. die Ausweitung ambulanter Leistungen auf Behandlungen, die bisher stationär erbracht wurden, ist ein erklärtes Ziel der Gesundheitspolitik. Unklar ist, inwieweit Kosten einer endoskopischen Prozedur und die Erkrankungsschwere von der Dauer der stationären Behandlung abhängig sind. Wir überprüften daher, ob endoskopische Leistungen bei Fällen mit einem Tag Verweildauer (VWD) vergleichbar teuer sind wie Fälle mit längerer VWD.
Methodik Aus dem DGVS-Leistungskatalog wurden ambulant erbringbare Leistungen ausgewählt. 1-Tagesfälle mit genau einer solchen gastroenterologisch-endoskopischen (GAEN-)Leistung wurden mit Fällen mit VWD>1 Tag hinsichtlich ihres Patient Clinical Complexity Level (PCCL) und ihrer mittleren Kosten verglichen. Als Datenquelle diente das DGVS-DRG-Projekt mit §21-KHEntgG-Kostendaten von 57 Krankenhäusern aus 2018 und 2019. Endoskopische Kosten wurden der Kostenstellengruppe 8 der InEK-Kostenmatrix entnommen und plausibilisiert.
Ergebnisse Insgesamt wurden 122.514 Fälle mit genau einer GAEN-Leistung identifiziert. In 30 von 47 Leistungsgruppen zeigten sich statistisch gleiche Kosten. In 10 Gruppen war der Kostenunterschied nicht relevant (<10%). Kostenunterschiede >10% bestanden bei der ÖGD mit Varizentherapie, Einlage einer selbstexpandierenden Prothese, Dilatation / Bougierung, dem Wechsel einer PTCD, der nicht aufwendigen ERCP, der Endosonografie sowie der Koloskopie mit endoskopischer Mukosaresektion, endoskopischer Vollwandresektion oder Fremdkörperentfernung. Der PCCL-Wert war in allen bis auf einen Fall unterschiedlich.
Schlussfolgerung GAEN-Leistungen, die stationär erbracht wurden und potenziell ambulant erbringbar sind, sind bei 1-Tagesfällen überwiegend gleich teuer wie bei Patienten mit einer VWD von mehr als einem Tag. Die Erkrankungsschwere ist geringer. Kalkulierte §21-KHEntgG-Kostendaten bilden damit eine belastbare Basis für die Kalkulation einer sachgerechten Vergütung von zukünftig im Rahmen des AOP ambulant zu erbringenden Leistungen im Krankenhaus.
Abstract
Introduction The transfer of patient care and medical interventions that was previously provided on an inpatient basis to outpatient settings is a stated goal of health politics. It is unclear to what extent costs of an endoscopic procedure and the disease severity depend on the duration of inpatient treatment. We therefore examined whether endoscopic services for cases with a one-day length of stay (VWD) are comparably expensive to cases with a longer VWD.
Methods Outpatient services were selected from the DGVS service catalog. Day cases with exactly one such gastroenterological endoscopic (GAEN) service were compared with cases with VWD>1 day regarding their patient clinical complexity levels (PCCL) and mean costs. Data from the DGVS-DRG project with §21-KHEntgG cost data from a total of 57 hospitals from 2018 and 2019 served as the basis. Endoscopic costs were taken from cost center group 8 of the InEK cost matrix and plausibility checked.
Results A total of 122,514 cases with exactly one GAEN service were identified. Statistically equal costs were shown in 30 of 47 service groups. In 10 groups, the cost difference was not relevant (<10%). Cost differences >10% existed only for EGD with variceal therapy, insertion of a self-expanding prosthesis, dilatation/bougienage/exchange with PTC/PTCD in place, non-extensive ERCP, endoscopic ultrasound in the upper gastrointestinal tract, and colonoscopy with submucosal or full thickness resection, or foreign object removal. PCCL differed in all but one group.
Conclusion Gastroenterology endoscopy services provided as part of inpatient care but potentially performable on an outpatient basis are predominantly equally expensive for day cases as for patients with a length of stay greater than one day. The disease severity is lower. Calculated §21-KHEntgG cost data thus form a reliable basis for the calculation of appropriate reimbursement for hospital services to be provided as outpatient services under the AOP in the future.
Schlüsselwörter
Ambulantes Operieren (AOP) - Einheitlicher Bewertungsmaßstab (EBM) - Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) - Kostenverteilung - MDK-Reformgesetz - Sektorübergreifende VersorgungKeywords
Ambulatory surgery (AOP) - EBM - ambulatory reimbursement - Institute for Hospital Reimbursement - Cost Distribution - Diagnostic Related Groups - health economics* DRG-Projektgruppe der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs-und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Autoren im Anhang
Publikationsverlauf
Eingereicht: 31. August 2022
Angenommen nach Revision: 16. Januar 2023
Artikel online veröffentlicht:
09. März 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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