Arthritis und Rheuma 2023; 43(04): 284-286
DOI: 10.1055/a-2041-2096
Verbandsnachrichten

Nachrichten des Verbandes Rheumatologischer Akutkliniken e. V.

Sonja Froschauer
,
Theresia Muth
,
Silke Zinke
,
Xenofon Baraliakos
,
Johannes Strunk

RheMIT – Zentrale medizinische Dokumentationssoftware für die Rheumatologie

Was ist RheMIT

RheMIT ist eine Dokumentationsplattform, die die gesamte rheumatologische Versorgung umfassend unterstützt. Das Ziel ist, Ärztinnen und Ärzte sowie MFAs und RFAs bei administrativen Tätigkeiten zu entlasten, die Effizienz der Abläufe in rheumatologischen Einrichtungen zu steigern, die Patientenversorgung durch kontinuierlich verfügbare Daten zu verbessern sowie eine leitliniengerechte Therapie zu gewährleisten. Darüber hinaus können rheumatologische Praxen bzw. Kliniken mittels RheMIT Daten für integrierte Studien, Register, wie z. B. die Kerndokumentation, Innovationsfonds-geförderte Projekte sowie Selektivverträge mit Krankenkassen in einer Oberfläche erfassen und übermitteln.

RheMIT wird allen Institutionen mit Bezug zur Rheumatologie zur Verfügung gestellt und kann gegebenenfalls an deren Anforderungen angepasst werden (je nach Anpassung ggf. kostenpflichtig). Ziel ist es, RheMIT zum zentralen Dokumentationssystem in der Rheumatologie und zur zentralen Komponente einer übergreifenden Rheuma-IT-Struktur in Deutschland zu machen.


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Entwicklung von RheMIT

In der Rheumatologie hat die strukturierte Erhebung von Daten eine lange Tradition – mit RheumaDok konnten fast 20 Jahre medizinische Verlaufsdaten dokumentiert und im Rahmen von Studien und Projekten verwendet werden. Datenschutzvorgaben im Innovationsfonds-Projekt VERhO im Jahr 2017 und die neue Datenschutzgrundverordnung im Jahr 2018 zeigten jedoch, dass RheumaDok neue Anforderungen nicht auf Dauer erfüllen kann. Ende 2018 traf der Berufsverband Deutscher Rheumatologen (BDRh) daher die Entscheidung, eine neue Dokumentationssoftware einzuführen. Der BDRh verständigte sich mit der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh), dem Verband Rheumatologischer Akutkliniken (VRA) sowie dem Deutschen Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ) auf ein gemeinsames Vorgehen, da diese von einem Systemwechsel ebenfalls betroffen wären, z. B. aufgrund der Kerndokumentation. Die BDRh Service GmbH als 100 %-Tochtergesellschaft des BDRh ist der Anbieter von RheMIT und alleiniger Auftraggeber für die Weiterentwicklung durch das Ingenieursbüro itc-ms und koordiniert die Umsetzung der abgestimmten Weiterentwicklungen.

RheMIT wird laufend weiterentwickelt, um die IT-Prozesse in den Einrichtungen noch besser abzubilden und weitere Projekte zu integrieren. Um dabei die Anforderungen der verschiedenen Parteien zu harmonisieren und auf eine bestmögliche Benutzerfreundlichkeit hinzuwirken, berät ein Steering Committee aus BDRh, DRFZ, DGRh und VRA ([ Abb. 1 ]). Ziel des Steering Committee ist es, neben der Abbildung des Bedarfs und der Rahmenbedingungen der täglichen rheumatologischen Versorgung sowie der Versorgungsforschung, eine konsolidierte Auftragserteilung zu gewährleisten und Aufträge zur Fortentwicklung von RheMIT zu priorisieren.

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Abb. 1 Prozess der Weiterentwicklung von RheMIT; Quelle: BDRh Service GmbH. [rerif]

Auch für Dritte ist es möglich, Erweiterungen für RheMIT anzufordern. Dies könnte z. B. regionale Projekte oder Forschungsverbünde betreffen, die multizentrische Studien unter Nutzung von RheMIT durchführen wollen. Auch über die Umsetzung und Priorisierung dieser Anforderungen berät das Steering Committee. Die Auftraggebenden tragen die Kosten der Entwicklung und erhalten dafür ein auf 3 Jahre befristetes exklusives Nutzungsrecht der beauftragten Softwarekomponente bzw. die Befugnis, zu entscheiden, wer zur Nutzung berechtigt ist. Haben die in Auftrag gegebenen Softwarekomponenten einen allgemeinen Nutzen für weitere Mitglieder oder alle RheMIT Nutzer, stimmt das Steering Committee mit dem Auftraggebenden ab, ob die Softwareerweiterungen unter Kostenteilung allen RheMIT Nutzern zur Verfügung gestellt werden sollen.


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RheMIT in der Praxis

Die Dokumentationsplattform RheMIT basiert auf der Software EMIL, die schon seit vielen Jahren zur medizinischen Dokumentation in anderen Indikationen und auch bei einigen Rheumatologen zum Einsatz kommt. RheMIT ermöglicht eine komfortable Datenerfassung und eine Datenlieferung ohne Doppeldokumentation im Rahmen der Versorgungsverträge und Innovationsfonds-Projekte des BDRh sowie in Forschungsvorhaben wie der Kerndokumentation. Es ermöglicht eine Dokumentation von Rheuma-spezifischen validierten Scores zur Bestimmung der Krankheitsaktivität, der Medikation oder von Begleiterkrankungen. Auch patientenberichtete Fragebögen zur Lebensqualität, Depressivität, Schmerz oder Krankheitsaktivität können erfasst werden. Technisch ist dies auch über angebundene Tablets zum Einsatz im Wartezimmer oder über Patienten-Apps möglich. Die Daten werden lokal in der Praxis bzw. Klinik gespeichert. Nur bei Einwilligung des Patienten werden Daten gezielt an Register oder Projektdatenstellen übermittelt.

RheMIT ist ein 3-schichtiges System. Die Datenhaltung erfolgt im Open Source SQL-Server. Der SQL-Server baut keine Verbindungen nach außen auf, sondern nur zum RheMIT-Applikationsserver. Alle RheMIT-Daten liegen nur inhouse auf dem RheMIT-Server. Es werden grundsätzlich keine Daten außer Haus gespeichert. Der Server wird in der Regel in der Einrichtung selbst gehostet und ist dort durch technische und organisatorische Maßnahmen des Betreibenden entsprechend abzusichern. Die Weitergabe von Daten (z. B. im Rahmen von Studien oder Versorgungsverträgen) an Datenstellen erfolgt immer mit einer Private-Public-Key-Verschlüsselung. Dabei kommen ausschließlich Standardmethoden wir GPG und das Kryptomodul der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zum Einsatz.


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RheMIT plus

Es besteht die Möglichkeit, RheMIT um ein Plus-Modul mit unter anderem den folgenden Funktionen zu erweitern, welches die alltägliche Versorgung der Patienten in den rheumatologischen Praxen und Kliniken in Verbindung mit der Praxissoftware bzw. dem Krankenhausinformationssystem, unterstützt:

  • Abfragegenerator mit Grafik und Exportfunktion

  • Textverarbeitung mit Arztbriefgenerator

  • Medienverwaltung für Bilder, Scans etc.

  • Studienverwaltung mit Definition eigener Studien

  • Hinzufügen eigener Datenfelder

  • Berichte Generator

  • patientenspezifische Überblickseite mit Verlaufsgrafiken

  • Kalenderfunktionen

Zukünftig kann RheMIT außerdem um ein DMP-Modul erweitert werden, das die zur Teilnahme am DMP RA notwendigen Funktionalitäten in RheMIT integriert.


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RheCORD

Bei einer leitliniengerechten Versorgung werden krankheitsspezifische, validierte Scores (z. B. DAS28) zur Beurteilung des Therapieansprechens und ggf. eine Therapieadaption gemäß Leitlinie verwendet. Durch die Verbindung zwischen digital erstellter Beurteilung (Scores) und klinischer Konsequenz stellt eine hierfür eingesetzte Software ein Medizinprodukt dar. BDRh, DRFZ, VRA und DGRh, u. a. beraten vom Johner-Institut, sind zu dem Schluss gekommen, dass RheMIT diese Versorgung rechtssicher für die Anwender und Betreiber (BDRh Service GmbH) ermöglichen muss. Da eine Zertifizierung von RheMIT nicht finanzierbar gewesen wäre, wurden andere Angebote eingeholt und die Partner haben sich auf dieser Basis für die Anbindung von RheCORD DOC zur medizinproduktkonformen Validierung therapierelevanter Scores entschieden ([ Abb. 2 ]).

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Abb. 2 Rheuma IT-Komponenten um RheMIT; Quelle: BDRh Service GmbH. [rerif]

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Perspektive/Nutzung

In RheMIT sollen sukzessive alle größeren Studien und Registerprojekte in der Rheumatologie abgebildet werden, die Kerndokumentation des DRFZ ist bereits umgesetzt, die Kinder-Kerndokumentation in Vorbereitung. Somit entfällt die Notwendigkeit der Nutzung paralleler Systeme oder von Papierfragebögen. Für einen dokumentierten Patienten können bei Vorliegen entsprechender Einwilligungen mehrere Datenexporte parallel ohne Doppeldokumentation durchgeführt werden.

RheMIT unterstützt alle gängigen Schnittstellen. Mit dem Modul ITC-Connect (kostenpflichtig) ist auch eine Anbindung ans KIS über HL7 möglich. Die RheMIT-Nutzungsgebühr richtet sich nach Mitgliedsstatus und der Teilnahme an Projekten und beinhaltet den Basissupport. Eine Institutslizenz für Mitgliedskliniken des VRA liegt bei 300 Euro für RheMIT und 600 Euro für RheCORD DOC pro Jahr. RheMIT- und RheCORD-Lizenzen laufen im Kalenderjahresrhythmus. Bei Start im laufenden Jahr werden die Gebühren anteilig für das restliche Kalenderjahr berechnet.

Sonja Froschauer, Geschäftsführerin, BDRh Service GmbH

Theresia Muth, MPH/Projektmanagement, BDRh Service GmbH

Dr. med. Silke Zinke, 1. Vorsitzende des BDRh, Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie, Berlin

Prof. Dr. Xenofon Baraliakos, Vorstand VRA, Ärztlicher Direktor Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne

Prof. Dr. Johannes Strunk, Vorstandsvorsitzender VRA, Chefarzt Klinik für Rheumatologie, Ärztlicher Direktor MVZ PoRZ, Köln


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IMPRESSUM

Verantwortlich für den Inhalt

Prof. Dr. med. Heinz-Jürgen Lakomek

Geschäftsführer, Verband rheumatologischer Akutkliniken e. V. E-Mail: lakomek@vraev.de


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Publication History

Article published online:
06 September 2023

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