Notfallmedizin up2date 2024; 19(01): 73-92
DOI: 10.1055/a-2045-4892
Traumatologische und chirurgische Notfälle

Schockraumzuweisung

Grundlagen und Umsetzung in der S3-Leitlinie Polytrauma (12/2022)
Daniel Anthony Koch
,
Paul Hagebusch
,
Uwe Schweigkofler
,
Philipp Faul

Die Schockraumalarmierung und Schockraumzuweisung sind Schlüsselkomponenten in der notfallmedizinischen Versorgung eines Schwerverletzten. Die schnelle und präzise Zuweisung eines Patienten in den Schockraum ist von entscheidender Bedeutung. Die Schockraumalarmierung sorgt dafür, dass ein eingespieltes Team aus Ärzten, Pflegepersonal und Technikern umgehend vorgehalten werden. Die neue Polytrauma-Leitlinie 12/2022 hat neue Alarmierungskriterien aufgestellt – die weitere Entwicklung bleibt spannend.

Kernaussagen
  • In der 3. Überarbeitung der S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung sind 332 Kernempfehlungen unterschiedlichsten Evidenzgrades formuliert. Wesentliche Veränderungen sind u. a. im Abschnitt zur Schockraumaktivierung (Trauma Team Activation, TTA) vorgenommen worden.

  • Es wird zwischen Empfehlungen, die mit einem hohen Risiko für das Vorliegen schwerer Verletzungen (A-Empfehlung), und Empfehlungen, die mit einem moderaten Risiko für schwere Verletzungen (B-Kriterien) vergesellschaftet sind, unterschieden.

  • Das Schockraum-Basisteam ist mit mindestens 2 Ärzten zu besetzen, welche die notfallmedizinische Kompetenz umfassend abbilden. Es soll nicht mehr zwischen sog. A- und B-Schockraum-Zuweisungen unterschieden werden.

  • Die präklinische Patienteneinschätzung wird als Field Triage bezeichnet, sie ist entscheidend für eine Schockraumzuweisung.

  • Begriffe wie Über- und Untertriage beschreiben die Qualität der Identifikation von Patienten, die von einer Behandlung im Schockraum profitieren.

  • Eine Schockraumzuweisung kann sich aus 4 unterschiedlichen Bereichen ableiten:

    • Störung der Vitalfunktionen (ABCDE-Problem),

    • spezifischen Verletzungen,

    • Unfallmechanismus (Sturz aus großer Höhe),

    • Entscheidung des Behandlungsteams („Bauchgefühl“).

  • Die richtige Einschätzung der Verletzungsschwere nach Trauma und eine gezielte Zuweisung zur geeigneten Behandlungseinrichtung (Klinik, ZNA [Zentrale Notaufnahme], Schockraum) hat Einfluss auf das Outcome des Patienten und eine optimierte Nutzung der Ressource Schockraum.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
08. März 2024

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