Zentralbl Chir 2023; 148(03): 209-219
DOI: 10.1055/a-2049-9722
Übersicht

Therapie der kryptograndulären Analfisteln: aktuelle Goldstandards und Alternativen

Article in several languages: deutsch | English
Stefan Fritz
1   Deutsches End- und Dickdarmzentrum Mannheim, Mannheim, Deutschland
2   Chirurgische Klinik, Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheim, Mannheim, Deutschland
,
Christoph Reissfelder
2   Chirurgische Klinik, Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheim, Mannheim, Deutschland
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Dieter Bussen
1   Deutsches End- und Dickdarmzentrum Mannheim, Mannheim, Deutschland
2   Chirurgische Klinik, Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheim, Mannheim, Deutschland
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Zusammenfassung

Kryptoglanduläre Analfisteln stellen eines der häufigsten kolorektalen Krankheitsbilder dar und treten mit einer Inzidenz von etwa 20/100000 Personen auf. Analfisteln sind definiert als eine entzündliche Verbindung zwischen dem Analkanal und der perianalen Haut und können sich aus einem Abszess oder einem chronischen Infekt des Anorektums entwickeln. Die chirurgische Behandlung der Erkrankung stellt das Mittel der Wahl dar. Bereits bei der Behandlung eines akuten Abszesses sollte gleichzeitig nach dessen Ursache gesucht werden. Findet sich eine Verbindung zum Analkanal, ohne dass relevante Anteile der Sphinktermuskulatur betroffen sind, so sollte eine primäre Fistelspaltung durchgeführt werden. Werden größere Anteile des Schließmuskels umfasst, so ist meist die Einlage einer Fadendrainage sinnvoll. Zur elektiven Behandlung von krytoglandulären Analfisteln gelten grundsätzlich zwei Empfehlungen. Distal gelegene Fisteln sollten offengelegt werden unter der Maßgabe, möglichst wenig Sphinktermuskulatur zu opfern. Bei hoch proximalen und komplexen Fisteln sollten dagegen sphinkterschonende Operationstechniken zum Einsatz kommen. Als Mittel der Wahl gilt hier der Mukosa- oder Advancement-Flap. Alternativ werden in der Literatur u. a. Clips, Fibrininjektionen, Fistel-Plugs, Fistelligaturen oder auch laserbasierte Verfahren beschrieben. Bei intermediären Fisteln kann eine Fistulektomie mit primärer Sphinkterrekonstruktion sinnvoll sein. Jede Operation erfolgt im Spannungsfeld zwischen definitiver Fistelheilung und potenzieller Gefährdung der Kontinenz des Patienten. Es ist häufig schwierig, eine verlässliche Prognose über die postoperativ zu erwartende Kontinenzfunktion abzugeben. Neben der Fistelmorphologie ist insbesondere zu beachten, ob bereits proktologische Voroperationen vorliegen, welches Geschlecht der Patient hat und ob Schließmuskelfunktionsstörungen vorbestehen. Da für den Erfolg der Behandlung auch die Expertise des Operateurs eine entscheidende Rolle spielt, sollte der Eingriff, insbesondere bei komplexen Fisteln oder bei Z. n. Voroperationen, in einem proktologischen Schwerpunktzentrum durchgeführt werden. Die nachfolgende Arbeit beleuchtet neben den klassischen Verfahren wie der Fistulektomie oder dem plastischen Fistelverschluss alternative Methoden und deren Einsatzbereiche.



Publication History

Received: 16 February 2023

Accepted: 06 March 2023

Article published online:
02 June 2023

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