Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2023; 58(09): 482-493
DOI: 10.1055/a-2065-3748
CME-Fortbildung
Topthema

Prävention des postoperativen Delirs

Prevention of Post-operative Delirium
Maria Schubert
,
Dietmar Ausserhofer
,
Bianca Schaffert-Witvliet
,
Finn M. Radtke
,
Bruno Neuner

Ziel einer erfolgreichen Prävention des postoperativen Delirs ist es, bei Patient*innen die Beeinträchtigung des funktionellen Status durch eine Operation so gering wie möglich zu halten. Dies kann durch allgemeine Präventionsmaßnahmen geschehen. Als zusätzlicher Ansatz eignen sich ergänzende individualisierte Maßnahmen. Geeignete Screening- und Assessment-Instrumente werden eingesetzt, um das individuelle Risikoprofil älterer Patient*innen zu erfassen und entsprechende präventive Maßnahmen einzuleiten.

Abstract

Postoperative delirium (POD) is an adverse but often preventable complication of surgery and surgery-related anaesthesia, and increasingly prevalent. This article provides an overview on non-pharmacological preventive measures, divided into individualized and non-individualized measures. Non-individualized measures, such as the most minimally invasive surgical procedure, avoidance of unnecessary fasting before surgery, and the most tolerable anaesthesia are used to minimize the risk of POD in all patients. Based on the results of preoperative screenings for risk factors such as frailty or cognitive impairment, individualized measures may encompass prehabilitation, treatment of specific risk factors, operation room companionship or cognitive, motor, and sensory stimulation as well as social support. This article additionally lists several examples of best practice approaches already implemented in German-speaking countries and websites for further readings.

Kernaussagen
  • Das Risiko für die Entwicklung eines POD setzt sich aus prädisponierenden (individuelle Vulnerabilität der Patient*innen) und präzipitierenden Risikofaktoren (bedingt durch die medizinische Behandlung) zusammen.

  • Alle perioperativen medizinischen Disziplinen sollten versuchen, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um den funktionellen Status der Patient*innen so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, und die Schwelle für eine delirante Reaktion des Gehirns nicht zu überschreiten.

  • Vor einer elektiven Operation sollten darüber hinaus durch ein geeignetes Screening und Assessment individuelle modifizierbare Risikofaktoren identifiziert und reduziert werden. Idealerweise erfolgt dies schon durch den Hausarzt oder die zuweisende Ärztin, respektive den zuweisenden Arzt, spätestens den Anästhesisten während der Prämedikationsvisite.

  • Im klinischen Alltag sind valide, einfach zu handhabende Screening- und Assessment-Instrumente für die Risikoerkennung und die Einleitung adäquater Präventionsmaßnahmen wichtige Hilfsmittel.

  • Präventive Maßnahmen zur Verhinderung eines POD umfassen sowohl individualisierte als auch systemische Maßnahmen.

  • Für eine effektive Prävention des POD ist es wichtig, dass das interprofessionelle Behandlungsteam über gute Grundkenntnisse im Delir-Management verfügt. Darüber hinaus sind Teamkommunikation und die Bereitschaft zur multiprofessionellen Zusammenarbeit Voraussetzungen für eine erfolgreiche Prävention des POD.

  • Regelmäßige Delir-Visiten unterstützen und fördern die Umsetzung des Delir-Managements ebenso wie geriatrische Konsiliardienste oder die Mitarbeit von auf geriatrische Themen und Delir spezialisierten Pflegepersonen (z. B. Fachexperten oder Advanced Practice Nurses (APN) Delir) und/oder Neurologen und Psychiatern.



Publication History

Article published online:
19 September 2023

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