Intensivmedizin up2date 2023; 19(02): 177-192
DOI: 10.1055/a-2068-7212
Allgemeine Intensivmedizin

Das akute Leberversagen

Theresa H. Wirtz
,
Christian Trautwein
,
Alexander Koch

Das akute Leberversagen stellt ein lebensbedrohliches Krankheitsbild dar. Neben der plötzlich einsetzenden Störung der Leberfunktion besteht die klassische Trias aus Ikterus, hepatischer Koagulopathie sowie Enzephalopathie. Die Identifikation des auslösenden Faktors steht im Mittelpunkt der Diagnostik. Die Behandlung des akuten Leberversagens umfasst organsupportive intensivmedizinische Maßnahmen und ursachenspezifische Therapien. Die Lebertransplantation ist oftmals die einzige definitive Therapieoption.

Kernaussagen
  • Das akute Leberversagen ist ein seltenes, aber lebensbedrohliches Krankheitsbild.

  • Die Diagnosestellung des akuten Leberversagens erfolgt bei Vorliegen einer schweren Hepatopathie, hepatischer Koagulopathie (INR > 1,5) sowie Enzephalopathie und Ausschluss einer chronischen Lebererkrankung oder sekundären Ursache.

  • Die detaillierte (Fremd-)Anamnese sowie ein breites diagnostisches Work-up bestehend aus laborchemischen wie auch apparativen Diagnostika erhöht die Chancen der Identifikation des auslösenden Faktors und verbessert die Prognose.

  • Die Diagnosestellung eines akuten Leberversagens bedingt die unverzügliche Kontaktaufnahme mit einem Lebertransplantationszentrum.

  • Insbesondere extrahepatische Organversagen sowie eine höhergradige Enzephalopathie indizieren eine intensivmedizinische Behandlung.

  • Insbesondere die Entwicklung eines erhöhten intrazerebralen Druckes sowie ein Versagen der hepatischen Glukoneogenese sind mit einer deutlich eingeschränkten Prognose assoziiert.

  • Neben supportiven Maßnahmen wie Kreislaufstabilisierung und Infektsurveillance kommt insbesondere der Applikation von N-Acetylcystein als intravenösem Reduktionsschema sowohl beim paracetamol- als auch nicht paracetamolbedingten Leberversagen eine entscheidende therapeutische Relevanz zu.

  • Als Ultima Ratio steht die Lebertransplantation nach intensiver interdisziplinärer Falldiskussion zur Verfügung.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
16. Juni 2023

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