Kinder- und Jugendmedizin 2023; 23(04): 223-224
DOI: 10.1055/a-2070-0583
Editorial

Vielfalt der Kinder- und Jugendmedizin – das besondere Heft

Wieland Kiess
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Prof. Dr. med. Wieland Kiess

Kinderheilkunde und Jugendmedizin sind soziale Medizin, spielen sich im Kontext der Familien, der Gesellschaft, des kulturellen, strukturellen und politischen Wandels ab. Kindergesundheit ist abhängig von einer gesunden, demokratischen, vielfältigen Gesellschaft. Chancengleichheit, Unterstützung, soziale Teilhabe und Bildung sind wichtige Eckpfeiler, die untrennbar mit Kindergesundheit und Jugendgesundheit in Verbindung stehen. Im vorliegenden Heft ist es uns erfreulicherweise gelungen, eine große Breite der Bedingungen und Bedingtheit von Gesundheit im Kindes- und Jugendalter zusammenzutragen.

Frau Sobek und Kolleginnen schreiben in ihrem Beitrag über die Schulernährung und Situation von Schulen im Kontext des Klimawandels, des Wandels der Gesellschaft und den Bezügen zur Kindergesundheit. Von einer gesunden Schulernährung bis zur Bildung und Lebensbereicherung im Schulgarten erstreckt sich die soziale Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in Bezug auf ihre Gesundheit.

Herr Engelmann und Mitarbeiter zeigen ein Beispiel der frühkindlichen Bildung in einem botanischen Garten, hier beispielhaft im Botanischen Garten der Universität Leipzig. Spielerisch werden Kindergartenkinder an die Natur, an Wachsen und Gedeihen, an Fruchtfolge, an Freude an Lebewesen und der Natur, an Freude am Gestalten, an Fantasie und an das selber Ernten herangeführt. Ähnliche Vorhaben und Projekte gibt es in vielen Städten in Deutschland, im ländlichen Raum sind ähnliche Bildungsangebote ebenfalls möglich.

Herr Dr. Grabe berichtet in seinem Beitrag über die Folgen von Migration auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Er betont die interkulturelle Kommunikation, die bei der Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund und ihren Familien von aller höchster Bedeutung ist. Kinder und Jugendliche mit Flucht-, Migrations- und Gewalterfahrung sind traumatisiert und bedürfen ganz eigener Unterstützung und viel mehr eben interkultureller Unterstützung. Dieses Thema wird uns sicher auch auf alle Zukunft hinaus beschäftigen!

Herr Prof. Knüpfer aus der Neonatologie der Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche in Leipzig setzt sich mit vielen Kolleginnen und Kollegen unserer Klinik für die Beachtung des Klimawandels und ein Umdenken und Bekämpfen des Klimawandels ein: Er dokumentiert in seinem Beitrag eindrucksvoll, dass der Klimawandel eben auch eine Gefahr für die Gesundheit und natürlich insgesamt für die Zukunft unserer Kinder ist. Direkte gesundheitliche Folgen der Erderwärmung werden in seinem Beitrag aufgezeigt und mögen manche und manchen noch erstaunen, die diese Fakten und Daten nicht kennen.

Im Beitrag von Glosse et al. wird schließlich aus einem ganz anderen Bereich der Kinder- und Jugendmedizin, nämlich der Kinderchirurgie, die Patientenzufriedenheit nach minimalinvasiver Trichterbrustkorrektur beschrieben. Eine lange, kontinuierliche Erfahrung über 14 Jahre an einem kinderchirurgischen Zentrum muss zur Kenntnis genommen werden und muss unser Handeln leiten und unterstützen.

Zum Schluss dieses in der Tat außergewöhnlichen und vielfältigen Heftes haben wir einen Beitrag aus der Kinderdermatologie annehmen dürfen: Die Lokaltherapie von Hauterscheinungen und Hautkrankheiten im Kindes- und Jugendalter ist ein spezielles Kapitel, das im Rahmen der Digitalisierung, der Computerisierung und der Endpersonalisierung der Medizin nahezu verloren zu gehen droht. Wichtige Tipps und Hinweise ergänzen diesen Beitrag.

Die Schriftleitung wünscht den Leserinnen und Lesern viel Vergnügen, Nachdenklichkeit und bedankt sich bei den Autorinnen und Autoren ausdrücklich für die guten Beiträge.

Prof. Dr. med. Wieland Kiess

Schriftleiter



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
18. August 2023

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