Augenheilkunde up2date 2023; 13(02): 137-155
DOI: 10.1055/a-2075-6047
Kinder- und Neuroophthalmologie, Strabismus

OCT in der Neuroophthalmologie

OCT in Neuroophthalmology
Sabine Naxer
,
Michael Schittkowski

Zusammenfassung

Die optische Kohärenztomografie (OCT) wird bei der Diagnostik retinaler und glaukomatöser Erkrankungen routinemäßig eingesetzt. Seitdem eine so hohe Auflösung möglich ist, dass die einzelnen Netzhautschichten darstellbar und auch segmentierbar sind, hielt die OCT auch Einzug in die Neuroophthalmologie. Dieser Beitrag zeigt aktuelle und zukünftige Einsatzmöglichkeiten in der Neuroophthalmologie und vermittelt Kenntnisse über mögliche Tücken.

Abstract

Optical coherence tomography (OCT) has become the most important innovation in ophthalmology over the last 30 years and is used routinely, especially in the diagnosis of retinal and glaucomatous diseases. It is fast, non-invasive and reproducible. Since the procedures can offer such a high resolution that the individual retinal layers can be visualised and segmented, this examination technique has also found its way into neuroophthalmology. Especially the peripapillary nerve fibre layer (RNFL) and the ganglion cell layer (GCL) provide valuable diagnostic and prognostic information in cases of visual pathway disease and morphologically unexplained visual disorders. OCT is helpful in determining the cause of optic disc swelling and EDI-OCT can reliably detect buried, non-calcified drusen. This article is intended to provide the reader with an overview of current and future applications of OCT in neuroophthalmology and knowledge of possible pitfalls.

Kernaussagen
  • Die OCT kann hilfreich bei der Differenzierung einer Papillenschwellung eingesetzt werden.

  • Mit der RNFL-Messung kann man den Verlauf der Papillenschwellung objektiv dokumentieren, eine beginnende Optikusatrophie kann maskiert sein.

  • Im EDI-OCT stellen sich Drusen als hyporeflektierende Strukturen mit einem ganz oder teilweise hyperreflektierenden Rand dar.

  • Bei unklaren Sehstörungen gibt sowohl die konventionelle OCT-Untersuchung als auch die GCL-Messung hilfreiche differenzialdiagnostische Hinweise.

  • Infolge retrograder (transsynaptischer) Degeneration kann eine Schädigung der Sehbahn ab einem Zeitraum von bis zu 2 Jahren später in der makulären GCL-Messung als Ausdünnung sichtbar werden und entspricht dann dem Ausmaß des Gesichtsfeldausfalles.

  • Eine Ausdünnung der GCL kann sowohl bei retrograder als auch bei mitochondrialer Schädigung der Ganglienzellen subjektiven Beschwerden vorausgehen.

  • Bei der IIH spricht eine im Krankheitsverlauf abnehmende RNFL- bei erhaltener GCL-Dicke für einen guten Behandlungserfolg. Eine Anhebung der Bruchʼschen Membran um den Canalis opticus in Richtung Glaskörper im EDI-OCT spricht für einen erhöhten Hirndruck.

  • Mikrozysten in der INL sprechen für eine schwer verlaufende Optikusneuropathie und kommen am häufigsten bei hereditären Optikusneuropathien vor.

  • Systemische Erkrankungen, retinale und glaukomatöse Erkrankungen können Einfluss auf die Dickenmessung der GCL und RNFL haben oder gar zu Artefakten führen. Eine Bewertung als Biomarker setzt die Kenntnis der gesamten Krankengeschichte und klinischer Befunde voraus.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
31. Mai 2023

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