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DOI: 10.1055/a-2076-5370
Stellungnahme mit Unterstützung der DGGG, April 2023 – Ernährungsmedizin im Krankenhaus stärken
Vorschläge für eine Verbesserung der Struktur- und ProzessqualitätMangelernährung wird in einer übergewichtigen Gesellschaft oft unterschätzt, ist jedoch ein häufiges Phänomen bei chronischen oder gravierenden Erkrankungen. Sie findet sich bei etwa 20 – 30% aller Menschen, die stationär behandelt werden müssen [1]. Die Sarkopenie, eine Abnahme der Muskelmasse, ist zudem eine häufige Manifestation der Mangelernährung, die auch bei adipösen Patient*innen vorkommt.
Da ältere Menschen ein besonders hohes Risiko für die Entwicklung einer Mangelernährung haben, ist durch den demografischen Wandel von einer zunehmenden Prävalenz auszugehen. Betroffen sind aber auch bereits Säuglinge, Kinder und Jugendliche.
Mangelernährung verschlechtert die Prognose hinsichtlich vermehrter Behandlungskomplikationen, schlechterer Lebensqualität, Verlust von Selbständigkeit und erhöhter Sterblichkeit [1]. Bei pädiatrischen PatientInnen ist zusätzlich von langfristigen negativen Auswirkungen auf Wachstum, Entwicklung und Gesundheit auszugehen [2]. Für palliative Patient*innen ist eine engmaschige ernährungstherapeutische Begleitung ein wesentlicher supportiver Beitrag zur Verringerung der Symptomlast.
Mangelernährung ist ein von der Krankheitsschwere unabhängiger Risikofaktor für einen ungünstigen Krankheitsverlauf und erhöht die Behandlungskosten in allen Altersgruppen signifikant. Die Folgekosten von Mangelernährung werden auf mehrere Milliarden Euro pro Jahr allein in Deutschland geschätzt [3]. Diese Zusammenhänge wurden eindrucksvoll während der COVID-19-Pandemie bestätigt [4].
Aktuelle Studien von hoher Qualität zeigen, dass eine Ernährungstherapie die klinische Prognose einschließlich der Sterblichkeit verbessern kann und dabei kosteneffektiv ist [5], [6]. Im Vergleich zu anderen medizinischen Maßnahmen sind ernährungstherapeutische Interventionen verhältnismäßig kostengünstig. Trotzdem wird eine Ernährungstherapie derzeit nicht kostendeckend im DRG-System vergütet. Ein systematisches Screening auf Mangelernährung ist bereits mit wenig Aufwand zu realisieren. Aufgrund mangelnder personeller Ressourcen und insbesondere auch aufgrund einer fehlenden Vergütung erfolgt dies derzeitig nicht flächendeckend und nur in ungenügendem Ausmaß. Dadurch werden viele Patient*innen mit Mangelernährung nicht erkannt und entsprechend auch nicht behandelt. Ebenso fehlt es an strukturell verankerter Ernährungskompetenz in deutschen Kliniken.
Publication History
Article published online:
06 June 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Norman K, Pichard C, Lochs H. et al. Prognostic impact of disease-related malnutrition. Clin Nutrition 2008; 27: 5-15
- 2 Jochum F, Nomayo A, Petersen H. et al. Krankheitsassoziierte Unterernährung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Signifikantes Problem der Unter- oder Mangelernährung. Monatsschr Kinderheilkd 2022; 2: 1-7
- 3 Frejer K, Tan SS, Koopmmanschap MA. et al. The economic costs of disease related malnutrition. Clin Nutrition 2013; 32: 136-141
- 4 Barazzoni R, Breda J, Cuerda C. et al. COVID-19: Lessons on malnutrition, nutritional care and public health from the ES- PEN-WHO Europe call for papers. Clin Nutrition 2022; 41: 2858-2868
- 5 Schutz P, Fehr R, Baechli V. et al. Individualized nutritional support in medical inpatients at nutritional risk: a randomised clinical trial. Lancet 2019; 393: 2312-2321
- 6 Schutz P, Sulo S, Walzer S. et al. Economic evaluation of individualized nutritional support in medical inpatients: secondary analysis of the EFFORT trial. Clin Nutrition 2020; 39: 3361-3368
- 7 Europarat. Resolution ResAp (2003)3 über die Verpflegung und Ernährungsversorgung in Krankenhäusern. Accessed May 04, 2023 at: https://www.ake-nutrition.at/uploads/media/Resolution_ResAP__2003_3_deutsch.pdf
- 8 Weimann A, Hartl WH, Adolph M. et al. Erfassung und apparatives Monitoring des Ernährungsstatus von Patient*innen auf der Intensiv- und Intermediate Care Station. Med Klin Intensivmed Notfmed 2022; 117 (Suppl. 02) S37-S50
- 9 Cardenas MI, Hardy G, Barazzoni R. The International Declaration on the Human Right to Nutritional Care, “Vienna Declaration”, September 2022. Accessed May 04, 2023 at: https://www.dgem.de/sites/default/files/PDFs/Vienna%2520Declaration%2520%2520FINAL%25205_2022.pdf