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DOI: 10.1055/a-2081-2285
Internationale Studienergebnisse
Ischias-Beschwerden – Physiotherapie auf Prüfstand
Bei Ischias-Beschwerden wird häufig als Erstintervention Physiotherapie verschrieben. Die Effektivität dieser Intervention ist noch nicht genau gesichert. Trotz meist günstiger Prognose leidet eine Vielzahl der Menschen mit Ischias-Beschwerden nach 12 Monaten noch unter Schmerzen. Diese Metaanalyse eines britischen Forschungsteams untersucht die Effektivität von Physiotherapie bei Ischias-Beschwerden im Vergleich zu minimalen (z. B. Empfehlungen) oder tiefgreifenderen (z. B. chirugrische) Interventionen.
Die Wissenschaftler*innen durchsuchten sechs Online-Datenbanken. Als Einschlusskriterien legten sie fest, dass es eine Kontrollgruppe geben und die Diagnose durch Bildgebung oder klinische Tests gesichert sein muss. Als Outcomes definierten sie Schmerz und die Einschränkung. Die Wissenschaftler*innen führten eine Metaanalyse und eine (Post-hoc) Sensitivätsanalyse mittels Random-Effect-Modell durch. Subgruppenvergleiche zogen sie entweder zur entsprechenden Kontrollgruppe (keine Physiotherapie) oder zu einer Minimalintervention (u. a. edukative Zusatzinformationen). Welche Therapiemethoden die physiotherapeutische Intervention genau beinhaltete, legten die Forschenden nicht fest.
Insgesamt konnten die britischen Wissenschaftler*innen 18 Studien mit insgesamt N=2699 Teilnehmenden inkludieren. Alle Studien hatten entweder ein hohes oder ein unklares Verzerrungsrisiko. Die Metaanalyse zeigt sowohl für Schmerz als auch für die Einschränkung keine signifikanten Unterschiede im kurz- (N = 13), mittel- (N = 8) oder längerfristigen Follow-up (N = 9; p > 0,09). Die Subgruppenanalyse zeigte nur über 12 Monate einen geringen positiven Effekt der Physiotherapie auf den Schmerz im Vergleich zu einer minimalen Vergleichsgruppe (SMD -0,38; 95 %-KI: -0,60 bis -0,17; p = 0,0004). Für die Einschränkungen konnten die Wissenschaftler*innen keine Unterschiede finden. Die Subgruppenanalyse im Vergleich zu anderen Kontrollinterventionen zeigte eher positive Effekte für die Kontrollgruppe sowohl bezüglich des Schmerzes als auch für die Einschränkung.
Fazit für die Praxis
Die Ergebnisse dieser Arbeit weisen auf eine große Wissenslücke hin. Diese sollte vor allem durch Studien mit modernen physiotherapeutischen Interventionen geschlossen werden. Weiterhin sind sowohl die Gruppen (eigenschaften) als auch die Interventionen sehr heterogen.
tw
Eur Spine J 2023; 32: 517–533
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
12. September 2023
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