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DOI: 10.1055/a-2084-7319
Akut- und Substitutionstherapie der Opioidabhängigkeit
Opioide sind in der Schmerztherapie unverzichtbar, bergen jedoch auch das Risiko einer körperlichen Abhängigkeit. Die Substitutionstherapie durch synthetische Opioide hat sich als effektive Methode erwiesen, um den Entzug zu erleichtern sowie das Verlangen opioidabhängiger Personen, das Risiko von Überdosierungen und anderen negativen Folgen der Sucht zu reduzieren.
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Opioide sind eine unverzichtbare Gruppe von Substanzen in der Schmerztherapie und spielen eine wichtige Rolle in Bezug auf die Erhaltungstherapie von opiat- und opioidabhängigen Menschen.
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Beim Opioidgebrauch wird differenziert zwischen bestimmungsgemäßem verordneten Gebrauch sowie einem nicht bestimmungsgemäßen abhängigen Konsum.
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Von den abhängigen Menschen in Deutschland befindet sich aktuell etwa die Hälfte in einer ärztlich gestützten Erhaltungstherapie (Substitution). Bei bis zu 80% der Betroffenen bestehen psychische Komorbiditäten, weswegen häufig auch ein polyvalenter Substanzmischkonsum vorliegt.
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Opiate wirken komplex und heterogen und die Pharmakokinetik sowie Halbwertzeiten variieren zum Teil deutlich. Der analgetische Effekt entsteht durch die teilweise hemmende, teilweise aktivierende Wirkung an den µ-, κ- und δ-Opioidrezeptoren.
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Schnell anflutende Substanzen wie Oxycodon oder schnell freisetzende Fentanylformulierungen sind aus suchtmedizinischer Sicht problematisch.
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2017 wurde das BtMVV geändert. Seitdem ist unter strenger Indikationsstellung die Opioidsubstitution bei iatrogen induzierter Opioidanalgetikaabhängigkeit möglich. Mit der Take-Home-Vergabe kann eine Verschreibung des Substituts von bis zu 7 Tagen an den Patienten ausgestellt werden für eine eigenverantwortliche Einnahme.
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Für die Substitutionstherapie der Opioidabhängigkeit werden Substanzen mit langen Halbwertzeiten eingesetzt, bei denen eine einmalige tägliche Gabe ausreichend ist.
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Eine Opioidersatztherapie kann in einem klinischen Setting von jedem Arzt durchgeführt werden. Für die ambulante Substitutionstherapie gibt es jedoch strenge gesetzliche Vorgaben, die in Frage kommende Patienten erfüllen müssen.
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Eine Abstinenzbehandlung sollte bei erst weniger als 2 Jahren bestehenden Opioidabhängigkeiten sowie bei jungen Patienten angestrebt werden.
Schlüsselwörter
Opioidabhängigkeit - Substitutionsbehandlung - Opioidintoxikation - OpioidschmerztherapiePublication History
Article published online:
09 September 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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