PiD - Psychotherapie im Dialog 2024; 25(01): 37-40
DOI: 10.1055/a-2088-5537
Aus der Praxis

MALT!-Kunsttherapie als präventives Angebot nach einer Fehlgeburt

Sofie Roecken
,
Olaf Prusik-Lutz
,
Markus M. Müller

Fehl- und Totgeburt: Auswirkungen auf die Psyche

Weltweit endet jede sechste Schwangerschaft in einer Fehlgeburt [1] und über 3000 Kinder wurden in Deutschland 2022 tot geboren [2]. Der unerwartete Verlust kann bei den Betroffenen neben Trauer, Wut und Ohnmacht auch Gefühle wie Schuld und Scham auslösen. Auch deshalb, weil die Ursachen oft unklar bleiben.

Diese vielschichtigen und teils ambivalenten Gefühle können es erschweren, das Erlebte zu verbalisieren. Mit der emotionalen Ausnahmesituation fühlen sich betroffene Frauen oft allein gelassen, gerade weil Fehl- und Totgeburt noch immer ein Tabuthema sind. Der Verlust eines ungeborenen Kindes kann so zu einer hohen psychischen Belastung führen.

Studien bestätigen, dass Frauen nach einer Fehl- oder Totgeburt verstärkt unter Symptomen posttraumatischen Stresses sowie an Symptomen einer Angststörung oder Depression leiden [3], [4]. So erfüllen neun Monate nach einer Fehlgeburt 18 % der betroffenen Frauen die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) [4]. Ob sich nach einer Fehl- oder Totgeburt eine Traumafolgestörung entwickelt, hängt auch davon ab, ob Betroffene professionelle Unterstützung erhalten, um mit dem Ereignis emotional fertig zu werden [3].

FALLBEISPIEL FRAU B.

Die 30-jährige Frau B. verlor ihr Kind überraschend in der 11. Schwangerschaftswoche. Über diesen Verlust war sie tieftraurig und beschrieb das Erlebte als traumatisch. In ihrem Wunsch, ihr totgeborenes Kind nach der Geburt noch bei sich zu behalten, fühlte sie sich von ihrem Behandlungsteam nicht respektiert und beschrieb einen wenig verständnisvollen oder unterstützenden Umgang. Ihre Fehlgeburt sei ein Tabuthema gewesen.



Publication History

Article published online:
05 March 2024

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Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Quenby S, Gallos ID, Dhillon-Smith RK. et al. Miscarriage matters: the epidemiological, physical, psychological, and economic costs of early pregnancy loss. Lancet 2021; 397: 1658-1667
  • 2 Statistisches Bundesamt (Destatis). Daten der Lebendgeborenen, Totgeborenen, Gestorbenen und der Gestorbenen im 1. Lebensjahr (03.07.2023). Im Internet: Accessed August 16, 2023 at: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Geburten/Tabellen/lebendgeborene-gestorbene.html
  • 3 Westby CL, Erlandsen AR, Nilsen SA. et al. Depression, anxiety, PTSD, and OCD after stillbirth: a systematic review. BMC Pregnancy Childbirth 2021; 21: 782
  • 4 Farren J, Jalmbrant M, Falconieri N. et al. Posttraumatic stress, anxiety and depression following miscarriage and ectopic pregnancy: a multicenter, prospective, cohort study. Am J Obstet Gynecol 2020; 222: 367.e1-367.e22
  • 5 Campbell M, Decker KP, Kruk K. et al. Art Therapy and Cognitive Processing Therapy for Combat-Related PTSD: A Randomized Controlled Trial. Art Ther 2016; 33: 169-177
  • 6 McMillan J, Moo A, Arora R, Costa B. The clinical effectiveness and current practice of art therapy for trauma. Evidence Review Institute for Safety, Compensation and Recover Research (ISCRR) 2018; 1-23
  • 7 Schnitzer G, Holttum S, Huet V. A systematic literature review of the impact of art therapy upon post-traumatic stress disorder. Int J Art Ther 2021; 26: 147-160
  • 8 Deutsches Register für Klinische Studien (DRKS). Eintrag DRKS00022989. Psycho-biologische Behandlungseffekte traumafokussierter Maltherapie bei Patientinnen mit psychischen und physischen Traumafolgereaktionen (08.09.2020). Bonn: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte; Im Internet: Accessed September 06, 2023 at: https://drks.de/search/de/trial/DRKS00022989