PSYCH up2date 2023; 17(06): 465-471
DOI: 10.1055/a-2089-3960
Schritt für Schritt

Ketamininfusionstherapie zur Behandlung von Depressionen – Schritt für Schritt

Florian Müller-Dahlhaus
,
Michael Junginger
,
Wolfgang Kelsch

Ketamin ist ein seit vielen Jahrzehnten klinisch eingesetztes, intravenös oder intramuskulär verabreichtes Anästhetikum mit starker analgetischer Wirkung. Seit etwa zwei Jahrzehnten werden Ketamininfusionen zur Depressionsbehandlung off-Label eingesetzt. Dabei kommen niedrigere, sub-anästhetische Dosen von Ketamin zur Anwendung. Randomisiert-kontrollierte Studien und Metaanalysen stützen die antidepressive Wirksamkeit.

Fazit

Intravenöse Ketamininfusionen sind weiterhin off-Label-Behandlungen bei uni- und bipolaren Depressionen. Die antidepressive Wirksamkeit von Ketamin wird von einer Reihe kontrollierter und nicht-kontrollierter Studien gestützt, auch existiert Evidenz aus einem systematischen Review mit Metaanalyse [10]. Aktuell ist allerdings unsicher, ob und wie eine intravenöse Ketaminbehandlung nach einem erfolgreichen Therapiezyklus wiederholt werden sollte (Erhaltungsbehandlung) und wie lange die antidepressive Wirkung anhält. Nichtsdestotrotz stellt Ketamin mit einem Wirkansatz, der sich deutlich von anderen (klassischen) Antidepressiva unterscheidet, eine wertvolle Ergänzung als Behandlungsoption therapierefraktärer Depressionen dar. Die Anwendung einer Ketamininfusionstherapie sollte stets unter Beachtung vor allem der psychiatrischen und kardiologischen Kontraindikationen im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplanes geprüft und abgewogen werden.



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Article published online:
03 November 2023

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