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DOI: 10.1055/a-2095-5024
Hygienische Herausforderungen: Wenn aus Implantaten Explantate werden
Implantate repräsentieren einen revolutionären Fortschritt in der modernen Medizin und haben sich als unverzichtbare Bestandteile in vielen chirurgischen Behandlungsstrategien etabliert. Diese hochtechnologischen Medizinprodukte sollen verlorengegangene Körperfunktionen ersetzen, die Heilung unterstützen oder die Lebensqualität von Patienten verbessern. Doch ist ihre Lebensdauer erreicht, ergeben sich viele Fragen, wie mit ihnen nach der Explantation umzugehen ist.
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Der Patient wird nach deutschem Recht mit der Explantation eines Implantates dessen Eigentümer. Für eine fachgerechte Entsorgung ist eine unterschriebene Abtretungserklärung des Patienten notwendig. Soll das Explantat ausgehändigt werden, muss der Patient schriftlich über Risiken und Gefahren aufgeklärt werden und dies mit seiner Unterschrift bestätigen.
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Bei der manuellen Aufbereitung von Explantaten durch OP-Personal bestehen hohe Verletzungsgefahren und ein hohes Infektionsrisiko. Eine maschinelle Reinigung darf nur mit speziell für diesen Zweck angeschafften Reinigungs- und Desinfektionsgeräten erfolgen. Anschaffung und Betrieb solcher Geräte sind mit hohen Kosten und einem erheblichen Schulungsaufwand für das Personal verbunden.
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Explantate dürfen aufgrund ihrer Klassifizierung als Nicht-Medizinprodukte auf keinen Fall in einer AEMP aufbereitet werden.
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Die gründliche Durchführung einer Risikobewertung und die Einhaltung strenger Hygienestandards sind entscheidend für die langfristige Sicherheit beim Herausgeben von Implantaten.
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Müssen Explantate für eine gutachterliche Untersuchung asserviert werden, sind spezifische Anforderungen des Gutachters, der rechtlichen Bestimmungen und der forensischen Standards zu berücksichtigen.
Publication History
Article published online:
09 September 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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