Die Redewendung vom „Elefanten im Raum“ stammt ursprünglich
aus einer russischen Fabel, welche vom Museumsbesuch eines Wissbegierigen
erzählt, der vor lauter Begeisterung über kleine Insekten den im
selben Raum ebenfalls ausgestellten großen Elefanten übersieht [1]. Abstrahiert beschreibt Krylows Fabel einen
Sachverhalt, welcher angesichts seiner Bedeutung das Gespräch dominieren und
große Aufmerksamkeit bekommen müsste, aber überraschender
Weise nicht thematisiert wird. Auch aus dem asiatischen Raum ist eine
Lehrerzählung mit Bezug zu einem Elefanten überliefert. So wird im
buddhistischen Palikanon die Geschichte von blind geborenen Männern
erzählt, die von ihrem König an jeweils unterschiedliche Stellen
eines Elefanten herangeführt werden – Kopf, Ohren,
Stoßzähne, Rüssel, Beine, Schwanz usw. – und
anschließend berichten sollen, was ein Elefant sei. Die Antworten fallen
recht unterschiedlich aus: Der den Kopf des Elefanten betasten konnte, zieht den
Vergleich mit einem großen Kessel, der das Ohr betastet hatte, berichtet von
einer Ähnlichkeit mit einer Schaufel, der den Stoßzahn betastet
hatte, zieht den Vergleich mit einer Pflugschar, andere berichten von einer Stange,
einer Säule und einem Besen. „Und unter dem Geschrei: ,So ist ein
Elefant, ein Elefant ist nicht so; nicht so ist ein Elefant, ein Elefant ist
so’, wurden sie mit den Fäusten gegenseitig handgemein.
[…] Genau so, ihr Mönche, verhält es sich mit den
Wanderasketen verschiedener Richtungen. Blind und augenlos erkennen sie nicht,
worauf es ankommt und worauf es nicht ankommt; sie erkennen nicht die Wahrheit
und was nicht die Wahrheit ist.“ [2].