NOTARZT 2023; 39(04): 221-227
DOI: 10.1055/a-2101-3962
Zusatzweiterbildung Notfallmedizin

Polytrauma- und Schwerverletztenbehandlung – aktuelle Leitlinienempfehlungen

Polytrauma and Severe Injury Treatment – Current Guideline Recommendations
Svenja Hirsch
1   Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
,
Maximilian Kraft
1   Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
,
Frank Weilbacher
1   Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
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In diesem Artikel werden wichtige Aspekte der Polytraumaversorgung mit Fokus auf neue Empfehlungen im Update 2022 der S3-Leitlinie „Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung“ dargestellt und bewertet. Von besonderer Bedeutung für den präklinisch tätigen Notarzt sind hierbei die Empfehlungen zur prähospitalen sowie zur Schockraumphase.

Abstract

The emergency care of a polytraumatized patient is a medical, logistical, and socio-economic challenge. On the one hand due to the complexity of the life-threatening injuries, and on the other hand due to the need of acting quickly and precisely. Therefore, a number of guidelines, e.g. the latest version of the “S3 guideline on treatment of polytrauma/severe injuries” give recommendations for the initial care of polytraumatized patients. They are of the utmost importance for survival and the restoration of physical functionality.

Important recommendations regarding bleeding control, indications and management of emergency anesthesia and airway management, the use of blood products in volume therapy, particularities of traumatic cardiac arrest, possibilities of analgesia as well as the increasing use of devices like sonography, capnography and blood gas analysis are given.

Furthermore, indications for an emergency room alarm based on the ABCDE algorithm, type of injury and prehospital procedures are discussed.

The goal of this paper is to inform all kind of emergency medicine practitioners about the management of severe injury treatment.

Kernaussagen
  • Das neueste Update der S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletztenversorgung vom Dezember 2022 enthält 69 neue Schlüsselempfehlungen, 70 weitere wurden modifiziert.

  • Die meisten Änderungen und Neuerungen wurden in den Kapiteln Prähospitalphase und Schockraumphase vorgenommen.

  • Das Stillen äußerer Blutungen soll nach einem Stufenschema erfolgen. Zudem sollen Hämostyptika eingesetzt werden.

  • Besondere physiologische Faktoren erschweren die Atemwegssicherung beim Schwerverletzten.

  • Der Einsatz und die Verfügbarkeit von Blutprodukten wird in der Präklinik zunehmend zum Standard.

  • Die intramuskuläre, intranasale und intraossäre Schmerzmittelgabe stellen Alternativen zur intravenösen Applikation dar.

  • Messverfahren und Prozeduren wie Kapnografie, Blutgasanalyse und POCUS gewinnen an Stellenwert in der prähospitalen Notfallversorgung.

  • Die Immobilisation der Halswirbelsäule, insbesondere mittels Zervikalstütze, ist nicht generell indiziert.

  • Die Indikationen zur Schockraumalarmierung wurden angepasst. Sie gliedern sich nun nach pathologischen Befunden im Rahmen des ABCDE-Algorithmus, Verletzungsmuster und präklinischen Maßnahmen. Die kinetischen Kriterien nehmen geringeren Stellenwert ein.

  • Höchste Priorität beim TCA hat die Behebung möglicher reversibler Ursachen.



Publication History

Article published online:
07 August 2023

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