Intensivmedizin up2date 2024; 20(02): 205-228
DOI: 10.1055/a-2105-6149
Allgemeine Intensivmedizin

Innerklinisches Notfallmanagement

Frühwarnsysteme und Medizinische Einsatzteams
Stefan Lenkeit
,
Stephan Seewald
,
Benjamin Löser
,
Gerrit Jansen
,
Jens-Christian Schewe

Ein präventiv ausgerichtetes Notfallmanagement ist essenzieller Bestandteil eines leistungsfähigen klinischen Risiko- und Qualitätsmanagements zur Steigerung der Patientensicherheit in Krankenhäusern. Gezielte Schulungsmaßnahmen, etablierte Frühwarnsysteme und Notfallteams tragen dazu bei, gefährdete Patienten rechtzeitig zu erkennen und Reanimationen zu vermeiden. Im Folgenden werden Schlüsselelemente und Möglichkeiten eines zeitgemäßen innerklinischen Notfallmanagementsystems dargestellt.

Kernaussagen
  • Innerklinische Notfälle und insbesondere Kreislaufstillstände sind häufig aufgrund einer langsam voranschreitenden Verschlechterung der Patienten erkenn- und vermeidbar.

  • Es gibt ein großes Potenzial zur Vermeidung innerklinischer Notfälle, Reanimationen und Todesfälle als Folge vermeidbarer unerwünschter Ereignisse in deutschen Krankenhäusern.

  • Frühwarnsysteme (Early-Warning-Scores) sollten eingesetzt werden, um die Routineüberwachung der Vitalparameter zu verbessern, gefährdete Patienten frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig Unterstützung anzufordern.

  • Es sollte ein Medizinisches Einsatzteam (MET) mit intensiv- und notfallmedizinischer Kompetenz etabliert werden, das nach definierten Kriterien von allen Mitarbeiten (und ggf. Besuchern) alarmiert werden kann.

  • Die Ausstattung des MET muss eine Behandlung der wichtigsten notfall- und intensivmedizinischen Krankheitsbilder inklusive invasiver erweiterter Maßnahmen am Notfallort erlauben.

  • Alle Mitarbeiter im Krankenhaus müssen entsprechend ihrer Qualifikation und ihres Einsatzes im Krankenhaus repetitiv und verpflichtend in notfallmedizinischen Basis- und erweiterten Maßnahmen aus- und fortgebildet werden.

  • MET-Einsätze sollten standardisiert erfasst und zur Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des RRS ausgewertet werden (z. B. im Deutschen Reanimationsregister).

  • Die Implementierung eines innerklinischen Notfallmanagementsystems (Rapid-Response-System, RRS) ist eine komplexe Aufgabe auf allen operativen und administrativen Ebenen des Krankenhauses (Wandel der Krankenhauskultur) und bedarf der kontinuierlichen Koordination, Evaluierung und praktischen Anpassung.

  • Die flächendeckende Implementierung MET-gestützter Notfallmanagementsysteme in deutschen Krankenhäusern steht noch am Anfang aufgrund ungünstiger ökonomischer, struktureller und soziokultureller Rahmenbedingungen.

  • Es fehlt in Deutschland bis dato an entsprechend detaillierten Empfehlungen durch die deutschen Fachgesellschaften und, auch mangels fehlender konsistenter nationaler Daten, an konkreten Umsetzungsbestimmungen seitens der Gesetzgeber für die Krankenhäuser.



Publication History

Article published online:
04 June 2024

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