Zeitschrift für Palliativmedizin 2023; 24(05): 232-234
DOI: 10.1055/a-2123-7473
Forum

Palliative Sedierung

Was empfiehlt die Europäische Gesellschaft für Palliative Care (EAPC)?
Séverine Marie Surges
,
Holger Brunsch
,
Birgit Jaspers
,
Lukas Radbruch

Die European Association for Palliative Care (EAPC) hat die palliative Sedierung als eine wichtige und notwendige Maßnahme für Patienten mit lebensbegrenzenden Erkrankungen und therapierefraktären Symptomen anerkannt und veröffentlichte 2009 ein Rahmenpapier (Leitlinie) zur palliativen Sedierung [1], welches 10 wichtige Empfehlungen für Palliativmediziner enthielt und eine große Wirkung erzielt hat. In Deutschland ist eine Übersetzung in der Zeitschrift für Palliativmedizin erschienen [2].

Nun, mehr als 10 Jahre später, schien eine Überarbeitung dringend erforderlich, und das von der EU finanzierte PalliativeSedation-Projekt (Horizon 2020 Grant No. 825700), koordiniert von Jeroen Hasselaar, Nijmegen, Niederlande, bot die Mittel und eine großartige Plattform für die Erstellung dieser Überarbeitung (https://palliativesedation.eu; Stand: 19.06.2023).

Der unter der Leitung von Lukas Radbruch von Juni 2020 bis Oktober 2022 durchgeführte Überarbeitungsprozess [3] schloss Experten aus 28 Ländern mit unterschiedlichem beruflichem Hintergrund sowie eine europäische Patientenorganisation ein. Die Experten trugen zu einem vierstufigen Konsensprozess bei, und zwar im Rahmen einer Steuerungsgruppe (n = 6), einer größeren Expertengruppe (n = 31) und eines noch größeren Delphi-Panels (n = 91).

Das Papier zur palliativen Sedierung von 2009 [1] diente als Ausgangspunkt. Die Expertengruppe extrahierte aus dem ursprünglichen Text 38 Statements mit Begleittexten, welche in der ersten Delphi-Runde um weitere 4 Statements ergänzt wurden. Die jeweils zahlreichen Rückmeldungen des Delphi-Panels führten zu erheblichen weiteren Überarbeitungen der Statements. Die Anforderungen an den Konsens waren streng und erforderten für jede Aussage einen Grad der Zustimmung von über 80 %, einen Medianwert von 4 oder 5 (d. h. mehr als die Hälfte der Teilnehmer stimmte auf der 5-stufigen Likert-Skala zu oder stimmte stark zu) und ein Interquartilintervall von < 1 (d. h. es gab nur wenige abweichende Bewertungen) auf dem höchsten Konsensniveau. Nach der 2. Delphi-Runde hatten 32 Statements ein hohes und 10 ein sehr hohes Konsensniveau erreicht.

Die überarbeitete Leitlinie wurde schließlich im Januar 2023 vom EAPC-Vorstand verabschiedet.

Merke

Ziel dieser Überarbeitung ist es, den Mitarbeitenden in der Hospiz- und Palliativversorgung sowie den medizinischen Fach- und Berufsverbänden und gesundheitspolitischen Entscheidungsträgern evidenzbasierte Leitlinien zur palliativen Sedierung an die Hand zu geben. Dies geschieht anhand von Empfehlungen in Form von 42 Statements mit erläuterndem Text, 4 (fakultativen) Überwachungsinstrumenten und einer umfassenden Medikationstabelle [3].



Publication History

Article published online:
04 September 2023

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Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Cherny NI, Radbruch L. Board of the European Association for Palliative Care. European Association for Palliative Care (EAPC) recommended framework for the use of sedation in palliative care. Palliat Med 2009; 23: 581-593 DOI: 10.1177/0269216309107024.
  • 2 Alt-Epping B, Sitte T, Nauck F. Sedierung in der Palliativmedizin – Leitlinie für den Einsatz sedierender Maßnahmen in der Palliativversorgung. Schmerz 2010; 24: 342-354 DOI: 10.1007/s00482-010-0948-5.
  • 3 Surges SM, Brunsch H, Jaspers B. et al. Revised European Association for Palliative Care (EAPC) recommended framework on palliative sedation: An international Delphi study. Advance; Preprint. 2023 DOI: 10.31124/advance.22329289.v1
  • 4 Gelinas C, Fillion L, Puntillo KA. et al. Validation of the critical-care pain observation tool in adult patients. Am J Crit Care 2006; 15: 420-427
  • 5 van Deijck RH, Hasselaar JG, Verhagen SC. et al. Level of discomfort decreases after the administration of continuous palliative sedation: a prospective multicenter study in hospices and palliative care units. J Pain Symptom Manage 2016; 52: 361-369
  • 6 Hurley AC, Volicer BJ, Hanrahan PA. et al. Assessment of discomfort in advanced Alzheimer patients. Res Nurs Health 1992; 15: 369-377
  • 7 Barbato M, Barclay G, Potter J. et al. Correlation between observational scales of sedation and comfort and bispectral index scores. J Pain Symptom Manage 2017; 54: 186-193
  • 8 Bruera E, Hui D, Dalal S. et al. Parenteral hydration in patients with advanced cancer: a multicenter, double-blind, placebo-controlled randomized trial. J Clin Oncol 2013; 31: 111-118
  • 9 Krooupa AM, Vivat B, McKeever S. et al. Identification and evaluation of observational measures for the assessment and/or monitoring of level of consciousness in adult palliative care patients: a systematic review for I-CAN-CARE. Palliat Med 2020; 34: 83-113
  • 10 Bush SH, Grassau PA, Yarmo MN. et al. The Richmond Agitation-Sedation Scale modified for palliative care inpatients (RASS-PAL): a pilot study exploring validity and feasibility in clinical practice. BMC Palliat Care 2014; 13: 17
  • 11 Benitez-Rosario MA, Castillo-Padrós M, Garrido-Bernet B. et al. Appropriateness and reliability testing of the modified Richmond Agitation-Sedation Scale in Spanish patients with advanced cancer. J Pain Symptom Manage 2013; 45: 1112-1119