Suchttherapie 2023; 24(04): 168-177
DOI: 10.1055/a-2128-4488
Originalarbeit

Die Bedeutung von Kumpantieren für Opioidabhängige in Substitutionstherapie

The Meaning of Companion Animals for Opioid Addicted People in Substitution Therapy
Michael Christian Schulze
1   IIZAK, Institut für inner-und zwischenartliche Kommunikation (www.iizak.de), Berlin
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Zusammenfassung

Ziel Viele Opioidabhängige haben Kumpantiere. In der Studie wird untersucht, welche Rolle sie in ihrem Leben spielen und welchen Einfluss sie auf die Suchterkrankung ausüben. Der Begriff Kumpantier unterstreicht, dass zwischen Mensch und Tier eine enge Beziehung besteht.

Methodik Alle substituierten Opioidabhängigen aus zwei suchtmedizinischen Praxen in Berlin wurden befragt, ob sie Tiere besitzen. Mit 12 tierhaltenden Abhängigen wurden leitfadengestützte Interviews geführt, ergänzt durch einen Kurzfragebogen. Die Auswertung erfolgte mit der qualitativen Inhaltsanalyse.

Ergebnisse 27 von 104 substituierten Opioidabhängigen (26%) besitzen Tiere, v. a. Katzen und Hunde. Für die 12 Befragten spielen die Tiere eine entscheidende Rolle in ihrem Leben. Sie weisen ihnen eine Aufgabe und Verantwortung zu, strukturieren ihren Tag, unterstützen sie emotional und lenken sie von negativen Gedanken und Gefühlen ab. Sie scheinen auch die Rückfallgefahr sowie den Suchtdruck zu mindern. Gegenüber den positiven Wirkungen der Tiere treten die negativen in den Hintergrund.

Schlußfolgerungen Auf Grund ihrer hohen Bedeutung für die Abhängigen sollten Kumpantiere in die Überlegungen und Strategien der Behandlungsteams einbezogen werden und mehr Einrichtungen der Gesundheits- und Suchthilfe einen Zugang mit Tieren ermöglichen.

Abstract

Purpose Many persons with an opioid dependence own companion animals. The aim of this study is to examine which role the animals play in their owner`s life and how they might influence the addiction.

Methods All substituted persons with an opoid dependence from two methadone maintenance treatment centers in Berlin were asked whether they own animals. Semi-structured interviews were conducted with twelve animal-owning patients, supplemented by a short questionnaire. For the evaluation a qualitative content analysis was implemented.

Results 27 out of 104 substituted persons (26%) own companion animals, mostly cats and dogs. For the 12 interviewees, their animals play a crucial role in their life. They assign them a task and responsibility, structure their day, support them emotionally and can distract them from negative thoughts and feelings. They also seem to reduce the risk of relapse as well as craving. Compared to the positive effects of the animals, the negative ones fade into the background.

Conclusion Due to their significance to the persons suffering from addiction, companion animals should be included into considerations and strategies within their treatment and more health and addiction care facilities should be accessible with animals.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
17. August 2023

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