Laryngorhinootologie 2024; 103(01): 10-12
DOI: 10.1055/a-2130-4514
Referiert und Diskutiert

Kommentar zu „Labyrinthfistel bei Cholesteatom: Welche Faktoren beeinflussen den Hörerhalt?“

Rezensent(en):
Bernhard Schick

**** Die Entfernung einer Cholesteatommatrix am Bogengangsystem bei dem Befund einer Cholesteatom-bedingten Labyrinthfistel birgt grundsätzlich die Gefahr einer Innenohrschädigung mit der Folge eines Hörverlusts bis zu Ertaubung. Da unterschiedliche labyrinthäre Gewebsstrukturen betroffen sein können [1], besteht bei der Cholesteatommatrix-Entfernung im Einzelfall ein nicht näher bestimmbares Risiko einer Hörverschlechterung. Die notwendige Abwägung führt zu der intraoperativen Situation, dass über das Belassen der Cholesteatommatrix oder die Entfernung der Cholesteatommatrix an der Stelle der Labyrinthfistel zu entscheiden ist. In der Praxis haben verschiedene Autoren in dieser Situation empfohlen, die Cholesteatommatrix bei einer Fistel bis 2mm zu entfernen und bei größeren Fisteln die Matrix bei Anlage einer offenen Mastoidhöhle zu belassen [2].

In der jüngeren Fachliteratur wird verstärkt die Empfehlung gegeben, die Cholesteatommatrix auch bei Fistelgrößen >2mm zu entfernen. Die intraoperative Erfahrung einer häufig möglichen vollständigen Lösung der Cholesteatommatrix von den Labyrinthstrukturen mit entsprechendem sofortigem Verschluss der Fistel hat konkret zu dieser Entwicklung geführt. In der Summe wird bei der Entfernung der Cholesteatommatrix an einer Labyrinthfistel ein Hörerhalt in 75% in der Literatur erwartet.

Copeland und Buchmann haben darüber hinaus bei 1018 Patienten gleiche Raten eines Hörerhalts unabhängig von der Entfernung oder dem Belassen der Cholesteatommatrix beobachtet [3]. Ein weiterer wichtiger Aspekt bedeutet ferner die Beachtung des Erreichens eines stabilen Hörerhalts im Langzeitverlauf. Gute Hörbefunde nach 1 Jahr aber Hörverluste 5 Jahre nach der Cholesteatommatrixentfernung an einer Labyrinthfistel bei 1000 und 2000Hz sind beobachtet worden [4]. In der vollständigen Beurteilung ist die langfristige Erfassung des Hörerhalts über den postoperativen Befund hinaus sehr wichtig, um die Entscheidung der Cholesteatommatrixentfernung im Einzelfall auf bestmöglichem Boden zu treffen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
05. Januar 2024

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