Aktuelle Ernährungsmedizin 2023; 48(06): 394-395
DOI: 10.1055/a-2135-1564
Kommentierte Wissenschaft

Kommentar zu: Orale Nährstoffsupplementation reduziert Gesundheitskomplikationen

Zusatznahrung (ONS) kann maßgeblich zu einer Erhöhung der Nährstoffzufuhr beitragen und wird daher häufig bei Personen mit Mangelernährung(srisiko) eingesetzt. Die vorliegende systematische Literaturübersicht und Meta-Analyse untersuchte die Wirksamkeit von ONS bei Personen im Community-Setting in Bezug auf das Auftreten von Komplikationen. Insgesamt kommen die Autor*innen zu dem Schluss, dass ONS Komplikationen wie Infektionen, Dekubiti, oder verzögerte Wund- und Frakturheilung verringern können.

Diese Übersichtsarbeit überzeugt im Hinblick auf eine standardisierte und wissenschaftlich saubere Durchführung. Erfreulicherweise wurde nicht nur die derzeitige Evidenz quantitativ zusammengefasst sondern auch die Vertrauenswürdigkeit in die Evidenz mit GRADE bewertet (bewegt sich großteils zwischen niedrig und moderat). Es wurde eine große Anzahl an Primärstudien in die Meta-Analyse eingeschlossen (n=39) und dementsprechend viele Studienteilnehmer (n=5161). Allerdings wurden die Einschlusskriterien in dieser Übersichtsarbeit sehr breit gefasst, was auch Nachteile mit sich bringt. Die Population war sehr heterogen. Es wurden Studien mit Personen ab 18 Jahren eingeschlossen, sowohl in einem guten Ernährungszustand als auch mangelernährt. In den Primärstudien wurden alle Arten von Zusatznahrungen verwendet, was dazu führte, dass z. B. die durchschnittliche Proteinzufuhr durch ONS sehr variierte (zwischen 0 und 54 g pro Tag). Auch die Dauer der Anwendung variierte stark (von 5 bis 365 Tage). Die Kontrollgruppe wurde als jegliche Art von Kontrollgruppe (z. B. Placebo, Ernährungsberatung, Standard-Diät) definiert. Aus der gesamten Meta-Analyse mit 39 Studien lassen sich aufgrund der Heterogenität daher kaum konkrete Empfehlungen für die Praxis ableiten. Die durchgeführten Subgruppenanalysen liefern konkretere Informationen für spezifische Patientengruppen (z. B. für ältere Personen oder für Personen mit Mangelernährung). Letztendlich zeigten alle Subgruppenanalysen signifikant verringerte Komplikationsraten durch ONS, jedoch mit einer geringeren Zahl an inkludierten Primärstudien.



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Article published online:
18 December 2023

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