Kommentar zu Compliance der Händehygiene korreliert mit dem Ausmaß der Arbeitsbelastung

Die Ergebnisse der Studie von Chang et al. überraschen insgesamt wenig, beschreiben aber eine objektive obere Grenze, ab der die zeitlichen Kapazitäten für Hygienemaßnahmen ausgeschöpft scheinen. Die Autoren schließen daraus, dass oberhalb dieser Grenze auch Schulungen und andere Maßnahmen zur Verbesserung der Händehygiene-Compliance keine Effekte mehr erzielen können. Sowohl in der KRINKO Empfehlung „Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens“ [1] als auch im Händehygiene-Kompendium von Kampf werden mehrere Studien aufgeführt, die diesen Zusammenhang belegen. Kampf betont, dass bei zu hoher Arbeitsdichte auch eine hohe Motivation der Mitarbeiter für die Händehygiene diesen Zeitmangel nicht mehr kompensieren kann [2]. Bedenklich erscheint das Ergebnis, dass bei Vorliegen von Isolierungsmaßnahmen die Händehygienemaßnahmen bei höherer Arbeitsbelastung rückläufig sind.

Nicht zuletzt sind auch Themen wie Verträglichkeit von Desinfektionsmitteln, die Wichtigkeit des Hautschutzes und die notwendige Dichte von verfügbaren Desinfektionsmittelspendern seitdem mehr in den Fokus gerückt.

Es gibt heute viele Ansätze, den Mitarbeitern im Gesundheitswesen die Wichtigkeit des Themas nahezubringen, aber auch die Umsetzung im Alltag zu erleichtern. Die seit Jahren zunehmende Arbeitsverdichtung, die nicht zuletzt auf der Ökonomisierung des Gesundheitswesens und deren Begleiterscheinungen beruht, muss aber letztendlich auf politischer Ebene gelöst werden.

Publication History

Article published online:
20 March 2024

• Literatur

• 1 Händehygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens – Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert-Koch-Institut. Bundesgesundheitsbl 2016; 59: 1189-1220
• 2 Kampf G. Kompendium Händehygiene von Günther Kampf. 1. Aufl. Wiesbaden: mhp-Verlag; 2017