Zusammenfassung
Stürze von älteren Heimbewohnern sind häufig. Individuelle Prävention kann die Wahrscheinlichkeit
zu stürzen senken. Um den Präventionsbedarf zu erkennen, bedarf es einer systematischen
Erfassung des individuellen Sturzrisikos. In dieser Studie soll daher untersucht werden,
inwiefern ein Sturzrisikoscore, gebildet aus mit einer erhöhten Sturzneigung assoziierten
Gangparametern, zwischen einer hoch sturzgefährdeten Gruppe und einer jungen gesunden
Kontrollgruppe unterscheiden kann. Ein bereits publizierter Sturzrisikoscore wurde
bei über 75-jährigen, sturzgefährdeten Heimbewohnern sowie bei einer jungen, gesunden
unter 40-jährigen Kontrollgruppe angewendet und ein individueller Score gebildet.
Zusätzlich wurden die Sturzereignisse über einen Zeitraum von 12 Monaten erfasst.
Nach Prüfung auf Normalverteilung wurde mittels Mittelwertvergleich und ROC-Analyse
die Möglichkeit, Teilnehmer mithilfe des Scores zwischen älteren sturzgefährdeten
Teilnehmern und jungen, gesunden
Personen zu differenzieren, getestet. Es wurden 18 Heimbewohner und 9 junge, gesunde
Teilnehmer in die Analyse einbezogen. Unter den Älteren stürzten 15 mindestens einmal,
wobei insgesamt 37 Stürze innerhalb der 12 Monate erfasst wurden (2,06 ± 2,16; Range:
0–8). Unter den Jüngeren stürzte niemand. Dabei unterschied sich der Sturzrisikoscore
der Heimbewohner von dem der Jüngeren signifikant (9,2 ± 3,2 vs. 5,7 ± 2,2). Ebenso
unterschied sich der Score zwischen Gestürzten und nicht Gestürzten signifikant (10,3 ± 1,8
vs. 5,2 ± 2,5). Die Gestürzten und nicht Gestürzten konnte der Score mit einem Cut-off
> 7,5 (AUC: 0,95) und einer Sensitivität von 86,7% differenzieren (Spezifität: 83,3%).
Der gebildete Score erlaubt grundsätzlich die Differenzierung zwischen älterem und
jüngerem Studienkollektiv, wie auch zwischen Gestürzten und nicht Gestürzten. Der
gebildete Score basiert auf Bewegungsdaten, die außerhalb spezieller Ganglabore erhoben
wurden, kann die Detektion von
sturzrisikogefährdeten Heimbewohnern erleichtern und nun in prospektiven Studien weiter
etabliert werden.
Schlüsselwörter
Sturzrisiko - Freifeld-Ganganalyse - Alterstraumatologie