Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-2151-8617
SOP Fraktur des Ellenbogengelenks
![](https://www.thieme-connect.de/media/ou-u2d/202306/lookinside/thumbnails/10-1055-a-2151-8617-1.jpg)
Einleitung
Eine komplexe ossäre Geometrie und die Artikulation der Gelenkflächen des distalen Humerus, der proximalen Ulna und des Radiuskopfes in den drei Teilgelenken des Ellenbogens (Humeroulnar-, Humeroradial- und proximales Radioulnargelenk) machen die Diagnostik und Therapie zu einer Herausforderung für den behandelnden Arzt [1] [2] [3]. Begleitende ligamentäre Verletzungen sowie die engen Lagebeziehungen der neurovaskulären Strukturen zum Gelenk erfordern höchste Aufmerksamkeit.
Zur differenzierten Therapie dieser komplexen Gelenkfrakturen sind detaillierte Kenntnisse der Anatomie und Biomechanik, der operativen Zugangswege und verfügbaren Implantate als auch des Nachbehandlungsregimes erforderlich. Ziel der differenzierten Therapie ist die Wiederherstellung von Anatomie und Gelenkkinematik, eine stabile und schmerzfreie Gelenkfunktion sowie das Verhindern von posttraumatischen Gelenkveränderungen.
Im folgenden Artikel werden die SOPs zu den häufigsten Frakturentitäten distale Humerusfrakturen, Olekranonfrakturen und Radiuskopffrakturen erörtert. Da sich die diagnostischen und therapeutischen Konzepte sowie die Nachbehandlung in weiten Bereichen ähneln, werden Behandlungsaspekte zusammenfassend dargestellt. Unterschiede und Besonderheiten werden explizit diskutiert.
Auf die kindlichen Verletzungen des Ellenbogens wird nicht eingegangen.
Frakturen des distalen Humerus
Frakturen des distalen Humerus stellen mit einer Häufigkeit von 2–3% eine eher seltenere Verletzung dar [4]. Während in der ersten Lebenshälfte überwiegend das männliche Geschlecht mit hochenergetischen Traumata betroffen ist, findet sich in der zweiten Lebenshälfte eine ausgeprägte Dominanz des weiblichen Geschlechts mit niedrigenergetischen Unfallmechanismen. Epidemiologische Studien prognostizierten eine Verdreifachung der Inzidenz distaler Humerusfrakturen bei Frauen über 60 Jahren bis zum Jahr 2030 [5].
#
Olekranonfrakturen
Die isolierte Olekranonfraktur wird mit einer Inzidenz von ca. 10% aller Frakturen der oberen Extremität und mit ca. 38% aller knöchernen Ellenbogenverletzungen beobachtet [3]. Als Unfallmechanismus kommen sowohl direkte als auch indirekte Krafteinleitungen in Frage.
#
Radiuskopffrakturen
Die Radiuskopffraktur ist die häufigste knöcherne Verletzung des Ellenbogengelenks beim Erwachsenen und wird mit einer Inzidenz von ca. 5% aller Frakturen angegeben [6]. Sie repräsentiert ca. ein Drittel aller knöchernen Verletzungen des Ellenbogengelenks [7]. Durch einen Sturz nach vorn auf den ausgestreckten und pronierten Unterarm kommt es zu einer indirekten Krafteinleitung mit posteriorer Subluxation unter das Kapitulum und typischer Abkantfraktur des Radiuskopfes. Bei komplexen Radiuskopffrakturen liegen in bis zu 85% ligamentäre Begleitverletzungen vor [8].
Allen Verletzungen gemein ist eine schmerzhafte eingeschränkte oder aufgehobene Gelenkfunktion. Klassischerweise wird der Arm in ca. 80° Flexion gehalten, da in dieser Stellung die Gelenkkapsel das größte Volumen besitzt und der durch das Frakturhämatom schmerzauslösende intraartikuläre Druck am geringsten ist.
#
Publication History
Article published online:
26 October 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
-
Literatur
- 1 Schmidt-Horlohe K, Siebenlist S, Stockle U. et al. Frakturen des distalen Humerus. Z Orthop Unfall 2011; 149: 95-108 ; quiz 9–10
- 2 Schmidt-Horlohe K, Siebenlist S, Stockle U. et al. Radiuskopf- und Radiushalsfrakturen. Z Orthop Unfall 2011; 149: e69-e86
- 3 Siebenlist S, Schmidt-Horlohe K, Hoffmann R. et al. Proximale Ulnafrakturen. Z Orthop Unfall 2011; 149: e1-e19
- 4 Robinson CM, Hill RM, Jacobs N. et al. Adult distal humeral metaphyseal fractures: epidemiology and results of treatment. J Orthop Trauma 2003; 17: 38-47
- 5 Palvanen M, Kannus P, Niemi S. et al. Secular trends in the osteoporotic fractures of the distal humerus in elderly women. Eur J Epidemiol 1998; 14: 159-164
- 6 Johnston GW. A follow-up of one hundred cases of fracture of the head of the radius with a review of the literature. Ulster Med J 1962; 31: 51-61
- 7 Pike JM, Athwal GS, Faber KJ. et al. Radial head fractures – an update. J Hand Surg Am 2009; 34: 557-565
- 8 van Riet RP, Morrey BF, O’Driscoll SW. et al. Associated injuries complicating radial head fractures: a demographic study. Clin Orthop Relat Res 2005; 441: 351-355
- 9 Müller M, Nazarian S, Koch P. The AO Classification of long Bones. Heidelberg: Springer; 1987
- 10 Dubberley JH, Faber KJ, Macdermid JC. et al. Outcome after open reduction and internal fixation of capitellar and trochlear fractures. J Bone Joint Surg Am 2006; 88: 46-54
- 11 Cabanela M, Morrey B. Fractures of the proximal Ulna and the Coronoid. In: Morrey B. The Elbow and its Disorders. Philadelphia: Saunders; 1993: 408
- 12 Broberg MA, Morrey BF. Results of treatment of fracture-dislocations of the elbow. Clin Orthop Relat Res 1987; 216: 109-119
- 13 Pidhorz L, Alligand-Perrin P, De Keating E. et al. Distal humerus fracture in the elderly: does conservative treatment still have a role?. Orthop Traumatol Surg Res 2013; 99: 903-907
- 14 Schneider MM, Nowak TE, Bastian L. et al. Tension band wiring in olecranon fractures: the myth of technical simplicity and asteosynthetical perfection. Int Orthop 2014; 38: 847-855