Dtsch Med Wochenschr 2024; 149(14): 801
DOI: 10.1055/a-2151-9152
Editorial

Dialyseverfahren

Dialysis procedure
Mark Dominik Alscher

In der Inneren Medizin geht es um ein breites Spektrum an Erkrankungen und Gesundheitsproblemen, welche die inneren Organe und Systeme des Körpers betreffen. Bei Ausfall der betreffenden Organe oder Systeme ist dies häufig mit einer Chance auf Überleben nicht vereinbar. Deshalb war es eine der ganz großen Triumphe der historischen Medizin, als es in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts in größerer Anzahl gelang, mit Dialyseverfahren die Überlebensfähigkeit von Patientinnen und Patienten mit durch Nierenausfall bedingter Urämie zu sichern. Die Lebensqualität war anfänglich noch schlecht, verbesserte sich aber dann schrittweise mit der technischen Verbesserung der eingesetzten Verfahren. Weiter sind Entwicklungen wie beispielsweise die Herstellung von Erythropoetin und die Substitution dieses fehlenden Hormons von außen zu nennen – als weitere wesentliche Meilensteine zur Verbesserung der Situation der Dialysepatienten.

Heute ist es selbstverständlich, dass insbesondere in den westlichen Industrieländern überall wo notwendig eine Dialyseversorgung möglich ist. Im großen Ganzen sind dies die Verfahren der Hämodialyse und die Verfahren der Bauchfelldialyse (Peritonealdiaylse). Leider muss aber auch heute noch festgehalten werden, dass weltweit ein Mangel an Dialysemöglichkeiten besteht. Noch heute sterben viele Patienten in der Urämie, weil lokal nicht genügend Dialysemöglichkeiten vorhanden sind. Dies ist ein Thema der Gesundheitsversorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern, sollte uns aber in einem Land mit vorbildlicher Versorgung durchaus auch Auftrag sein, die Verhältnisse dort mit zu bewerten und umsetzbare Lösungen zu entwickeln.

Bei dem technischen Aufwand, mit dem beispielsweise auch die Zentrumshämodialyse verbunden ist, stellen sich jetzt aber auch zunehmend Fragen des Ressourcenverbrauchs. Es werden erhebliche Strom-, Wasser- und sonstige Ressourcen in Anspruch genommen, um diese Versorgung aufrechtzuerhalten. Für eine konventionelle Hämodialyse-Behandlung benötigt man 16,3kWh Strom, 382 l Wasser – und es entstehen 1,1 kg Abfall. Allein für Europa errechnen sich daraus erhebliche Mengen, welche in der Zeit des Klimawandels durchaus kontrovers diskutiert werden. Der Begriff „Grüne Nephrologie“ beschreibt einen Ansatz, der mit diesem Ressourcenverbrauch verantwortungsvoller umgehen möchte und ressourcensparende Ansätze verfolgt. Für das Verfahren der Peritonealdialyse sehen wir weiterhin auf nationaler Ebene ein Akzeptanzproblem bei den Leistungsanbietern. Bei freier Verfahrenswahl entscheiden sich etwa 30% der Patientinnen und Patienten für dieses Verfahren. Die Inzidenzen in Deutschland liegen deutlich darunter.

Aus all diesen genannten Aspekten ist es gut ableitbar und sinnvoll, dass sich auch der Praktiker außerhalb des Feldes der Nephrologie – aber eigentlich jeder praktisch tätige Arzt – mit einem Update zu Nieren-Ersatzverfahren auseinandersetzt. Das Feld ist im Umbruch. Ich freue mich deshalb sehr, dass in der jetzigen Ausgabe dieses Thema entsprechend diskutiert werden kann. Ihnen als Leser wünsche ich einen hohen Erkenntnisgewinn und viel praktischen Nutzen für Ihre tägliche Arbeit.



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Article published online:
01 July 2024

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