B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2023; 39(05): 232-237
DOI: 10.1055/a-2152-4272
DVGS Modellvorhaben

Modellvorhaben POLKA

Merkmale, Nutzerbarrieren und Förderfaktoren der Steigerung der körperlichen Aktivität bei Pflegebedürftigen und Pflegenden im Setting stationäre Pflege
Angelika Baldus

Evaluation der präventiven Leistungen der Pflegekassen

Der GKV-Spitzenverband beauftragte die FH Münster und prognos zur wissenschaftlichen Evaluation der präventiven Leistungen der Pflegekassen nach § 5 SGB XI. Der Endbericht zur Evaluation liegt mit Abschlussdatum August 2022 vor [1].

Kapitel 3.1 des Endberichts beschreibt den aktuellen Forschungsstand zu den Auswirkungen von Gesundheitsförderung und Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen im Hinblick auf das Thema „körperliche Aktivität“. Der Beitrag zur „körperlichen Aktivität“ verweist auch auf Veröffentlichungen aus dem Modellvorhaben POLKA [2] ([Abb. 1]). Zusammenfassend kommt der Endbericht zum Thema „körperliche Aktivität“ zum Ergebnis, dass die Anzahl der Publikationen im Handlungsfeld körperliche Aktivität hoch ist. Besonders hervorgehoben wird die Kombination von Interventionen und Maßnahmen. Ziel der Förderung körperlicher Aktivität sei es, nicht nur (Single-)Interventionen zu beschreiben, sondern multimodale Maßnahmen anzuwenden. Es wird empfohlen, das Handlungsfeld körperliche Aktivität weiterhin im Präventionsleitfaden zu integrieren. Anhand der Studienergebnisse sind folgende Empfehlungen abzuleiten:

  1. Kurzinterventionen sind effizienter als längere Interventionen.

  2. Schwer und moderat kognitiv eingeschränkte Pflegebedürftige profitieren stärker von der Teilnahme an Interventionen als Pflegebedürftige mit leichten kognitiven Einschränkungen.

  3. Vorgeschlagen wird, bei der Analyse von Bewegung digitale Hilfsmittel zur Unterstützung einzusetzen.

Für Deutschland ist die Kombination von Maßnahmen aus den Handlungsfeldern Förderung der körperlichen Aktivität sowie Förderung der psychosozialen und kognitiven Ressourcen am besten erforscht. Körperliche Aktivität wirkt auch im Bereich psychosoziale Ressourcen.

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation der präventiven Leistungen der Pflegekassen nach § 5 SGB V legen nahe, dass körperliche Aktivität eine Schlüsselrolle zur Erreichung weiterer Teilziele im Setting stationäre Pflege hat (vgl. Studienlage, Effekte zur Verbesserung kognitiver Ressourcen sowie Unterstützung des Teilziels Ernährung). Das Teilziel 2.2 im § 5 SGB XI „Erhöhung der Anzahl der Pflegeeinrichtungen, die ein Konzept zur Förderung der körperlichen Aktivität und Mobilität nachweisen“ [3] muss nachhaltig gestärkt werden (durch eine bundesweite, flächendeckende Versorgung).

Die schwierige Situation der Pflegekassen, nichtaktive Heime zum § 5 SGB V zu sensibilisieren und zu motivieren, ist möglicherweise ein Hinweis darauf, dass das Thema körperliche Aktivität hier Initialeffekte haben könnte, da ein niederschwelliger Zugang in den Heimen möglich ist.

An dieser Stelle sind gemäß Gesetzestext Maßnahmen zur Mobilität zu trennen von Maßnahmen zur Erreichung einer Verbesserung der körperlichen Aktivität. Allerdings unterstreicht diese Differenzierung die Schlüsselrolle der körperlichen Aktivität in Pflegeeinrichtungen: Eine Verbesserung der körperlichen Aktivität wird immer auch zu einer Verbesserung der Mobilität der Pflegebedürftigen führen.



Publication History

Article published online:
12 October 2023

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