Hebamme 2023; 36(06): 8-10
DOI: 10.1055/a-2160-4713
Studienergebnisse

GBS – ein Überblick der aktuellen Versorgung

Curr Opin Pediatr. 2023 Apr 1;35(2):223–230.DOI: 10.1097/MOP.0000000000001223.

Etwa 20 Mio. Schwangere weltweit wurden 2020 positiv auf eine Besiedlung mit Streptokokken der Gruppe B (GBS) getestet. Bei einer Infektion der Kinder unterscheidet man zwischen dem „Early-onset“ („EOGBS“, 0–6 Tage postpartal) und dem „Late-onset“ („LOGBS“, 7–89 Tage postpartal) einer GBS-Infektion. Außerdem erhöht eine GBS-Besiedlung das Risiko einer Tot- oder Frühgeburt. Die Autor*innen stellten in ihrem Review die verschiedenen Maßnahmen des Screenings auf GBS, die Behandlungsstrategien und die Aussicht auf die Verfügbarkeit eines Impfstoffes dar und diskutierten Vor- und Nachteile sowie Potenziale.

Zur Identifikation eines erhöhten Risikos einer Besiedlung bzw. dessen aktuellen Nachweis gibt es zwei gängige Methoden: das mikrobiologische Screening und ein Screening basierend auf Risikofaktoren. Die Konsequenz eines positiven Ergebnisses bei beiden Methoden ist die Behandlung mit einem Antibiotikum bei Geburtsbeginn. Das mikrobiologische Screening beinhaltet einen vaginalen und rektalen Abstrich zwischen der 36. und 37. Schwangerschaftswoche und wird in 35 Ländern zur Diagnostik durchgeführt. Schwierigkeiten bei der Methodik sind falsch-positive Ergebnisse und eine Veränderung der Besiedlung von der Testung bis zur Geburt. Daraus resultiert das Risiko einer antibiotischen Therapie, ohne das tatsächlich ein erhöhtes Risiko einer GBS-Infektion bzw. Übertragung besteht, oder das Fehlen einer Behandlung. Beim Screening anhand von Risikofaktoren werden diese identifiziert (z. B. Fieber oder ein vorheriges Kind mit einer „EOGBS“) und als Grundlage der Behandlung genutzt. Diese Methode ist zwar günstiger, jedoch wird darauf hingewiesen, dass fast 40% der „EOGBS“ bei Neugeborenen von Müttern auftraten, die keine Risiken aufwiesen. Insgesamt kann eine antibiotische Therapie nur das Risiko einer „EOGBS“ erheblich reduzieren.

Auch zu einem potenziellen Impfstoff gegen eine GBS-Besiedlung wird geforscht. Dieser wird für 2026 bzw. 2030 in Aussicht gestellt, um vor allem sowohl „LOGBS“ als auch GBS-assoziierte Tot- und Frühgeburten zu reduzieren und gegebenenfalls die Gabe von Antibiotika einzuschränken.

Fazit

Die Aufklärung bezüglich eines Abstrichs auf GBS in der Schwangerschaft fällt sehr unterschiedlich aus. Obwohl der Abstrich selbst bezahlt werden muss, sind sich viele Schwangere nicht bewusst, dass der Test überhaupt durchgeführt wurde, welche Gründe dafür bestehen und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Eine einheitliche Aufklärung und Beratung sollte obligatorisch sein. Eine Übersichtsarbeit, wie die hier vorgestellte, kann für das Gesundheitspersonal hilfreich sein, um Schwangere umfassend zu beraten und in ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen. Die Aussicht auf einen GBS-Impfstoff lässt diverse Fragen aufkommen, die voraussichtlich in der aktuellen und weiteren Forschung behandelt werden.

Marlene Koch



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Article published online:
10 December 2023

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