RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/a-2162-8741
Kommentar zu „Reinigen oder reinigend desinfizieren – was ist besser?“
Es ist erfreulich, dass eine gründliche, gut geschulte und anschaulich verschriftlichte Reinigung zu guten Ergebnissen führen kann, egal welches Mittel dafür eingesetzt wird. Viele Kliniken verwenden zur Vereinfachung der Reinigungsabläufe oder mit der Absicht, die Patientensicherheit zu erhöhen, nach wie vor Desinfektionsmittel zur Reinigung der Fußböden in Patientenzimmern und Nasszellen auf Normalstationen, auch wenn Ersteres nicht explizit von der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) empfohlen wird [1]. Die vorliegende Studie stellt ein Argument dar, um auf Normalstationen sowohl im Patientenzimmer als auch in der Nasszelle seifenbasierte Reinigungsmittel zu verwenden, was erhebliche Vorteile hinsichtlich Personalschutz, Umweltschutz sowie finanzielle Anreize bietet, ohne den Reinigungsdienst vor zusätzliche logistische Herausforderungen zu stellen [2].
Die visuelle Darstellung der Abläufe im Studiendesign ist vorbildlich gelöst und kann als Anschauungsmaterial für andere Kliniken dienen. Es liegt nahe, dass eine gründliche und sinnvoll strukturierte Reinigung auch bei der Verwendung von rein seifenbasierten oder probiotischen Reinigungsmitteln eine Voraussetzung für gute Ergebnisse darstellt.
Ob die probiotische Reinigung die Produktpalette bereichert, konnte die aktuelle Studie nicht klären. Möglicherweise, so die Autoren, ist ein längerer Anwendungszeitraum erforderlich, um Effekte auf das „Krankenhaus-Mikrobiom“ beobachten zu können. Eventuell lohnt es sich, den Einsatz für bestimmte Bereiche in einer gezielten Studie zu prüfen. So schnitt die probiotische Reinigung bei Subgruppenanalysen tendenziell leicht besser hinsichtlich der Prävention von gastrointenstinalen Infektionen ab und eher ungünstiger bei der Prävention von postoperativen Wundinfektionen im Vergleich zur seifenbasierten Reinigung. Die Ergebnisse waren jedoch weder statistisch signifikant noch bei der Berechnung der statistischen Power für Subgruppenanalysen berücksichtigt worden.
Während das Studiendesign sehr sorgfältig und gut geplant zu sein scheint, gibt es einige offene Fragen bei der statistischen Analyse. So ist die Adjustierung für Confounder (Störfaktoren) und deren Interaktionen nicht näher beschrieben.
Insgesamt bekommen bei gleicher Patientensicherheit die Vorteile der seifenbasierten Reinigung hinsichtlich Personal- und Umweltschutz ein umso größeres Gewicht. Ob die probiotische Reinigung in Krankenhäusern in Zukunft eine Rolle spielt, werden weitere Studien zeigen müssen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
27. November 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
-
Literatur
- 1 Bekanntmachung des Robert Koch-Instituts. Anforderung an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen: Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert-Koch-Institut. Bundesgesundheitsbl 2022; 65: 1074-1115
- 2 Leistner R, Kohlmorgen B, Brodzinski A. et al. Environmental cleaning to prevent hospital-acquired infections on non-intensive care units: a pragmatic, singlecentre, cluster randomized controlled, crossover trial. Lancet 2023; 59 DOI: 10.1016/j.eclinm.2023.101958. (PMID: 37089619)