Chemical Peeling bei aktinischen Keratosen?

Im Artikel zur Erdnussallergie in diesem Heft haben Sie ein Manuskript unseres nach langer Krankheit verstorbenen Kollegen Herrn Prof. Dr. Jörg Kleine-Tebbe vor sich. Er war ein begnadeter Didakt, Forscher und stetig engagiert in der Vermittlung von allergologischem Wissen. Es war eine Freude, mit ihm Konzepte zu Fortbildungsveranstaltungen zu entwickeln.

Auf diesem Weg möchte ich Sie daher herzlich zum Allergo-Update 2024 am 1. und 2.3.2024 in Berlin im H4 Hotel Alexanderplatz einladen. Das Konzept der Veranstaltung wurde mit Prof. Kleine-Tebbe zusammen entwickelt, ist gewachsen und weiter vorangetrieben worden.

In der Reihe der dermatologischen Rezepturen in diesem Heft finden Sie Rezepturen und Indikationen für das Chemical Peeling wie die Behandlung von Condylomata acuminata. Nützlich ist der Einsatz von 3% Trichloressigsäure (TCE) zum Sichtbarmachen von subklinischen Formen der Condylome. Nach fünf Minuten Auflage einer Kompresse mit 3% TCE verfärben sich die Condylome weißlich, die intakte Haut behält ihren Farbton [1]. In der 3%igen Konzentration ist die Substanz für die Diagnostik hilfreich, für den therapeutischen Einsatz sind die höheren Konzentrationen notwendig.

TCE hat mittlerweile auch Eingang in die neue AWMF-Leitlinie zu aktinischen Keratosen gefunden. Neben vielen anderen Therapeutika findet sich die Substanz als eine der Optionen bei der Therapie der aktinischen Keratosen und des Morbus Bowen als „kann zum Einsatz kommen“. In den Empfehlungen zur Cheilitis actinica wird TCE 50% sogar mit der Formulierung „soll eingesetzt werden“ geführt [2].

Vorsicht beim über 65%igen Einsatz dieser unwiederbringlich proteinfällenden Substanz! Einmal aufgebracht, entfaltet die Lösung ihre an der weißlichen und später grauen Verfärbung sichtbare Wirkung erst nach etwa einer Minute. Von Passage zu Passage des Auftragens mit z.B. dem Stiltupfer muss daher eine Minute zugewartet werden. Im Gegensatz zu Glykolsäure- oder Fruchtsäuren gibt es für TCE keine Neutralisierungsmöglichkeit mit einer Lauge.

Besonders heikel ist der Einsatz der 90%igen TCE beim „Chemical Reconstruction of Skin Scars“ (CROSS) bei eingesunkenen Aknenarben: unbedingt nur einmal mit dem spitzen Holzstab in die eingesunkene Narbe einbringen, alles Weitere führt zur Bildung von Nekrosen [3] [4].

Es hat schon seinen Sinn, dass Chemical Peeling Bestandteil des dermatologischen Weiterbildungskatalogs ist.

Christiane Bayerl, Wiesbaden

Publication History

Article published online:
17 November 2023

• Literatur

• 1 Feisthammel J, Ulrich J. Feigwarzen (Condylomata acuminata). Springer Live, DGIM Medizin, 3.9.2015. https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-3-642-54676-1_333-1
• 2 Leitlinienprogramm Onkologie. Aktinische Keratose und Plattenepithelkarzinom der Haut. Langversion 2.0, 2022. AWMF Registernummer 032-022OL. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/032-022OL
• 3 Bhardway D. et al. An assessment of the efficacy and safety of Cross technique with 100% TCA. J Cutan Aesth Surg 2010; 3: 93-96
• 4 Bayerl C. Topisches Anti-Aging. Evidenz und Wirkprinzip. Aktuelle Dermatologie 2018; 44: 277-291