B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2023; 39(06): 285-288
DOI: 10.1055/a-2185-8159
Praxis

Neues Konzept „Digitale Reha-Nachsorge“ der Rentenversicherung

Daniela Sewöster

Einleitung

Die Reha war ein Erfolg, Rehabilitandinnen und Rehabilitanden geht es besser. Nun soll der Erfolg möglichst lange anhalten. Dazu ist es wichtig, das in der Klinik Erlernte weiterhin zu Hause und im Alltag regelmäßig anzuwenden. Dafür gibt es die Reha-Nachsorgeangebote der Rentenversicherung. IRENA®, T-RENA® und Psy-RENA® sind die bekannten ambulanten Angebote, die helfen sollen, den Reha-Erfolg nachhaltig zu sichern und die berufliche Wiedereingliederung zu fördern.

Seit 2019 gilt das bundesweit einheitliche Rahmenkonzept zur Reha-Nachsorge [1]. Seitdem konnte die Zahl der durchgeführten Reha-Nachsorgen kontinuierlich gesteigert werden. 2019 schloss sich noch an jede siebte medizinische Rehabilitation eine Nachsorge an (ca. 14 %). 2022 wurde bereits nach mehr als jeder fünften Rehabilitation eine Nachsorge durchgeführt (ca. 21 %).

Reha-Nachsorgeangebote der Rentenversicherung

Das Kernangebot zur Reha-Nachsorge [2] der Deutschen Rentenversicherung (DRV) ist bedarfsorientiert ausdifferenziert und umfasst neben der multimodalen Intensivierten Reha-Nachsorge (IRENA®) die unimodalen trainingstherapeutischen bzw. psychosomatischen Nachsorgeangebote T-RENA® und Psy-RENA® sowie die Nachsorge bei Abhängigkeitserkrankungen.

Doch nicht alle Rehabilitandinnen oder Rehabilitanden können oder möchten diese Angebote wohnortnah wahrnehmen. Einerseits sind die Angebote in Deutschland nicht flächendeckend vorhanden oder es müssten lange Fahrtwege in Kauf genommen werden. Für Andere ist es krankheitsbedingt nicht möglich, das Haus zu verlassen oder mit anderen an einem Gruppenangebot teilzunehmen. Auch berufliche oder private Gründe machen es manchmal unmöglich, eine Präsenz-Nachsorge in den Alltag zu integrieren.

Ergänzend zu den herkömmlichen Präsenzangeboten der Reha-Nachsorge erlauben moderne Informations- und Kommunikationstechnologien neue Formen der Erbringung von Reha-Nachsorge. In der Reha-Nachsorge werden digitale Anwendungen schon seit mehr als zehn Jahren erprobt und beforscht. Digitale Reha-Nachsorge erfolgt dabei am PC oder an mobilen Endgeräten (Laptop, Tablet, Smartphone) via Internet oder Mobilfunknetz. Mehrere digitale Anwendungen können bereits in der Regelversorgung genutzt werden.

Die Erfahrung in der Corona-Pandemie hat dem Anliegen einen weiteren Schub gegeben. Viele Präsenzangebote mussten aufgrund von Hygieneschutzmaßnahmen und Kontaktbeschränkungen ausgesetzt werden. Anfang 2021 hat die DRV im Rahmen einer Sonderregelung die Nachsorge für Online-Angebote weiter geöffnet. Die Rentenversicherung hat diese befristete Öffnungsstrategie eng begleitet, das Verfahren und die anerkannten Anwendungen evaluiert.

[Tab. 1] zeigt, dass die Reha-Nachsorge für die drei Kernangebote insgesamt stark angestiegen ist. Zurückzuführen ist diese Steigerung auf das Inkrafttreten des Rahmenkonzepts zur Reha-Nachsorge und die damit einhergehende stärkere Sensibilisierung aller Beteiligten für die Bedeutung der Reha-Nachsorge. Zudem haben die Rentenversicherungsträger zahlreiche neue Nachsorgeanbieter v. a. für die trainingstherapeutische und psychosomatische Nachsorge geprüft und zugelassen. Insgesamt ist der Trend in den drei Kernangeboten recht unterschiedlich. Trainingstherapeutische Nachsorge in Präsenz hat sich (trotz Pandemie) seit 2019 mehr als verdreifacht. Auch die Anzahl der im digitalen Setting erbrachten T-RENA® Leistungen ist stark angestiegen, spielt jedoch mit 358 durchgeführten Leistungen noch eine untergeordnete Rolle. Während sich die Zahl der Psy-RENA® Leistungen in Präsenz im Jahr 2020 zunächst nahezu verdoppelt hatte, ist sie in 2021 deutlich gesunken, hat aber 2022 das Niveau von 2020 wieder erreicht. Digitale psychosomatische Nachsorge scheint eine Alternative zu sein. Die IRENA® Leistungen in Präsenz sinken seit 2019. Dies ist vermutlich nicht nur auf die Pandemie zurückzuführen, auch der Fachkräftemangel einerseits sowie der Ausbau anderer Nachsorgemöglichkeiten könnten hier eine Rolle spielen. Am deutlichsten ist hier der Trend zur Online-Nachsorge abgebildet. Mehr als 5.700 IRENA® Leistungen wurden 2022 digital durchgeführt.

Tab. 1 Nachsorgeleistungen IRENA®, T-RENA® und Psy-RENA® 2019–2022. (Quelle: Statistik der Deutschen Rentenversicherung „Rehabilitation“ 2019–2022)

Jahreszahl

2019

2020

2021

2022

Format

Präsenz

Digital

Präsenz

Digital

Präsenz

Digital

Präsenz

Digital

IRENA®

92.421

194

86.071

875

86.464

1.983

83.197

5.771

T-RENA®

28.014

42

42.340

84

66.502

121

87.333

358

Psy-RENA®

8.539

20

16.102

32

13.951

97

16.715

600

Gesamt

128.974

256

144.513

991

166.917

2.201

187.245

6.729


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Angebote der digitalen Reha-Nachsorge

Nicht zuletzt durch diesen pandemie-bedingten Digitalisierungsschub hat die DRV ihre „Anforderungen an Tele-Reha-Nachsorge“ grundlegend überarbeitet und nun in einem Konzept „Digitale Reha-Nachsorge“ [3] neu gefasst. Das Konzept „Digitale Reha-Nachsorge“ gilt nicht für die Nachsorge bei Abhängigkeitserkrankungen und bei Kindern und Jugendlichen.

Digitale Reha-Nachsorge differenziert die Reha-Nachsorge der Rentenversicherung weiter aus und ist grundsätzlich definiert als Abbildung eines der drei Kernangebote (IRENA®, T-RENA®, Psy-RENA®) in einem digitalen Setting ([Abb. 1]). Das heißt, dass die digitale Durchführung ganz oder in einzelnen Elementen (hybride Durchführung) weitgehend mit den genannten Kernangeboten vergleichbar ist. Neben diesen den Kernangeboten entsprechenden Programmen, kann es weitere Formen digitaler Nachsorge geben, z. B. Angebote für bestimmte Bedarfsgruppen mit spezifischen Inhalten, anderen Behandlungsintensitäten oder einem anderen therapeutischen Betreuungsaufwand.

Zoom Image
Abb. 1 Spektrum von Nachsorgeangeboten der Deutschen Rentenversicherung.

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Publication History

Article published online:
13 December 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Rahmenkonzept zur Reha-Nachsorge der Deutschen Rentenversicherung (Juni 2015) Im Internet: https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Downloads/DE/Experten/infos_reha_einrichtungen/konzepte_systemfragen/konzepte/rahmenkonzept_reha_nachsorge.html; Stand: 06.09.2023
  • 2 DRV: Beschreibung der Kernangebote zur Reha-Nachsorge (Januar 2023). Im Internet: https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Downloads/DE/Experten/infos_reha_einrichtungen/konzepte_systemfragen/konzepte/beschreibung_kernangebote_reha_nachsorge.html; Stand: 06.09.2023
  • 3 Digitale Reha-Nachsorge (Juli 2023). Im Internet: https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Downloads/DE/Experten/infos_reha_einrichtungen/nachsorge/Digitale_Nachsorge.html; Stand: 06.09.2023
  • 4 Fachkonzept „IRENA“ (Oktober 2021). Im Internet: https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Downloads/DE/Experten/infos_reha_einrichtungen/nachsorge/fachkonzept_irena.html
  • 5 Fachkonzept „Psy-RENA“ (Oktober 2021). Im Internet: https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Downloads/DE/Experten/infos_reha_einrichtungen/nachsorge/fachkonzept_psy_rena.html; Stand: 06.09.2023
  • 6 Fachkonzept „T-RENA“ (Oktober 2021). Im Internet: https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Downloads/DE/Experten/infos_reha_einrichtungen/nachsorge/fachkonzept_t_rena.html; Stand: 06.09.2023