Notfallmedizin up2date 2024; 19(04): 417-435
DOI: 10.1055/a-2190-4287
Internistische Notfälle

Asthma bronchiale in der Notfallmedizin

Lars-Olav Harnisch
Preview

„Papa, ich quietsche!“ Das waren die Worte, mit denen mich meine damals 5-jährige Tochter in der Nacht ihres ersten Asthmaanfalls empfing, als ich geweckt durch ihr Husten und Keuchen ihr Zimmer betrat. Damit ist sie in Deutschland in guter Gesellschaft, denn laut aktueller Daten des Robert Koch-Instituts beträgt die 12-Monats-Prävalenz für Kinder und Jugendliche 4% und für Erwachsene 6,2% pro Jahr, die Lebenszeitprävalenz hingegen 4,7% für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 17 Jahre und 8,6% für Erwachsene. Bemerkenswert ist, dass sich die Lebenszeitprävalenz von Asthma weltweit stark unterscheidet, wobei sie in hochentwickelten Industrienationen höher zu sein scheint als in Ländern mit mittleren oder niedrigen durchschnittlichen Einkommen.

Kernaussagen
  • Asthma ist mit einer Lebenszeitprävalenz von 8,6% (4,7% für Kinder) ein häufiges Krankheitsbild, die in hochentwickelten Industrienationen höher zu sein scheint als in Ländern mit mittleren oder niedrigen durchschnittlichen Einkommen.

  • Asthmaanfälle sind Phasen progredienter Zunahme der Asthmasymptome bzw. Abnahme der Lungenfunktion, die über das individuell übliche Maß an Variabilität hinausgehen.

  • Die Erstmanifestation eines Asthma bronchiale kann in jedem Lebensalter stattfinden, zu den üblichen Asthmaauslösern gehören Allergene, Infektionen und Tabakrauch.

  • Die Basistherapie im akuten Asthmaanfall besteht in β2-Sympathomimetika und inhalativen Kortikosteroiden.

  • Die zusätzliche Gabe von Anticholinergika und/oder Magnesium verstärkt den bronchodilatatorischen Effekt der Basistherapie.

  • Ketamin und Lidocain sind nicht für den Einsatz beim Asthma zugelassen und damit bei Anwendung ein individueller Heilversuch.

  • Heliox kann möglicherweise als Trägergas für die inhalativen Medikamente vorteilhaft eingesetzt werden; in diesen Fällen muss eine Dosisanpassung der Medikation erfolgen.

  • Hochflusssauerstofftherapie kann die Atemarbeit reduzieren und damit bei Asthmaanfällen vorteilhaft eingesetzt werden.

  • Bei lebensbedrohlichen Asthmaanfällen sollte als wichtigste Maßnahme die Entlastung der dekompensierenden Atemmuskulatur über eine nicht-invasive Beatmung erfolgen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
03. Dezember 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany