Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2024; 18(01): 69-86
DOI: 10.1055/a-2200-9459
Allgemeine Chirurgie

Weichteilverletzungen am Unterschenkel und Fuß

Henrik Lauer
,
Adrien Daigeler
,
Jonas Kolbenschlag

Weichteilverletzungen am Unterschenkel und Fuß sind Folgen von Unfällen oder auch operativen Eingriffen und bestimmen den chirurgischen Alltag. In Abhängigkeit des Verletzungsmusters können zusätzlich knöcherne Verletzungen vorliegen, die das Therapieverfahren mit beeinflussen. Das Ziel der Behandlung besteht in der Wiederherstellung der jeweiligen Funktion sowie in einem suffizienten Wundverschluss.

Kernaussagen

Beurteilung von Weichteilverletzungen

  • In Abhängigkeit des Traumas werden geschlossene von offenen Weichteilverletzungen unterschieden.

  • Zur Einschätzung des Schweregrades gehört die Erfassung der Anamnese und des Unfallhergangs.

  • Ergänzende bildgebende Verfahren sind bei Verdacht auf knöcherne Verletzungen und neurologischen Auffälligkeiten durchzuführen.

Schwere Verletzungen

  • Bei schweren Verletzungen der unteren Extremität richtet sich die Therapie nach den Begleitverletzungen.

  • Intraoperativ sollten Nerven- und Sehnenverletzungen primär mitbehandelt werden.

  • Die zügige Rekonstruktion von Haut und Weichteilen senkt die Komplikationsrate.

Kompartmentsyndrom

  • Das akute Kompartmentsyndrom zählt zu den ernsten Komplikationen nach schweren Verletzungen am Unterschenkel und am Fuß.

  • Auffällig ist ein analgetikaresistenter Schmerz.

  • Die Therapie liegt in der notfallmäßigen, vollständigen Faszienspaltung aller angrenzenden Kompartimente.

Wundverschluss

  • Die Art des Wundverschlusses richtet sich nach

    • dem Ausmaß der Verletzung,

    • den Begleiterkrankungen und

    • der Belastbarkeit.

  • Der Wundverschluss sollte spannungsfrei erfolgen.

  • Die sekundäre Wundheilung spielt eine untergeordnete Rolle.

Lokale und freie Lappenplastiken

  • Bei kleineren und mittelgroßen Defekten können lokale Lappenplastiken zum Wundverschluss geeignet sein.

  • Im Fall von größeren Wunddefekten sollte die Möglichkeit der freien Lappenplastik erwogen werden.

  • Grundsätzlich ist der Gefäßstatus vor der operativen Versorgung zu klären.

  • Am Fuß sind u. U. Korrektureingriffe bei auftragenden Plastiken notwendig.

Amputation

  • Die Indikation für Amputationen ist kritisch zu prüfen. Kombinierte lappenplastische Verfahrenstechniken können den Längenerhalt ermöglichen.

  • Die Myoprothetik ermöglicht eine verbesserte Funktion und eine Reduktion von neuropathischen Schmerzen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
20. März 2024

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