physiopraxis 2024; 22(03): 18-22
DOI: 10.1055/a-2215-7540
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Radikulopathie – Nicht invasive Dekompression in Kombination mit Physiotherapie

Zoom Image
Rückenmark und Spinalnerv im Wirbelkanal in Höhe des 4. Halswirbels. Die dorsale und ventrale Wurzeln treten durch zwei getrennte Löcher in die Duraaussackung ein. Quelle: Schünke M, Schulte E, Schumacher U, Voll M, Wesker K, Hrsg. Prometheus LernAtlas - Kopf, Hals und Neuroanatomie. Illustrationen von K. Wesker und M. Voll. 6. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2022

Eine Radikulopathie im Bereich der LWS kann sowohl erhebliche Schmerzen verursachen als auch die Alltagsfunktionen wie das Gehen stark einschränken. Eine physiotherapeutische Intervention ist oft angeraten. Eine aktuelle Studie untersuchte jetzt, ob neben der physiotherapeutischen Intervention eine nicht invasive Dekompression (NSD) die Beschwerden zusätzlich verbessert.

N = 30 Proband*innen wurden einer Interventions- bzw. Kontrollgruppe randomisiert zugeordnet. Sie waren zwischen 25 und 55 Jahre alt, hatten eine vordiagnostizierte Radikulopathie und Beschwerden über mindestens 3 Wochen. Die Kontrollintervention beinhaltete lockere Dehnungen, Rumpftraining, Ergonomie- und Haltungsschulung sowie ergänzende Heilmittel. Die Interventionsgruppe bekam 20 Minuten der Dekompressionstherapie mit einer Zugkraft von 25–50 % des Körpergewichtes. Beide Interventionen verliefen über 4 Wochen mit 12 Einheiten. Der Schmerz (VAS), die Einschränkung (ODI-U), der modifizierte Schobers-Test (MMST), der SF-36 und der Prone Isometric Chest Raise Test wurden als Untersuchungsparameter eingesetzt.

Die Ergebnisse zeigen einen besseren Effekt bei der VAS-Auswertung zugunsten der Interventionsgruppe (-3,61 vs. -2,31; p < 0,01; d = 1,07). Das gleiche Bild zeigte sich für die ODI-Skala mit einer positiven Veränderung in beiden Gruppen, wobei der Unterschied bei der Interventionsgruppe signifikant ausfiel (-14,72 vs. -10,32; p < 0,01; d = 0,98). Die weiteren Ergebnisse der Untersuchung fallen bis auf Unterbereiche des SF-36 im gleichen Stil signifikant für die Interventionsgruppe aus.

Fazit für die Praxis

Diese Untersuchung zeigt, dass die zusätzliche Dekompression einen übergeordneten Nutzen für Menschen mit einer Radikulopathie in der LWS bietet. Dies zeigt sich in fast allen Bereichen und ist ein guter Ansatz für die Therapie. Sicherlich steht nur wenigen Einrichtungen ein solches Gerät zur Verfügung.

Es bleibt offen, ob der Effekt lediglich durch zusätzliche Therapiezeit entsteht. Ebenso unklar ist, welche Effekte im Follow-up zu erwarten wären. Daher sollten die scheinbar vielversprechenden Ergebnisse mit etwas Vorsicht betrachtet werden.

tw

BMC Musculoskelet Disord 2022; 23: 255



Publication History

Article published online:
27 March 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany