Zeitschrift für Phytotherapie 2024; 45(01): 4-9
DOI: 10.1055/a-2218-2656
Forschung

Fichtenbalsam (Picea abies) zur Wundheilung: Eine Bestandsaufnahme[*]

Spruce balm (Picea abies) for wound healing: An overview
Thomas Göls-Manninger
1   Universität Wien, Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, Abteilung für Pharmakognosie, Wien
,
Sabine Glasl-Tazreiter
1   Universität Wien, Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, Abteilung für Pharmakognosie, Wien
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Zusammenfassung

Die Exsudate der Koniferen Picea abies, Larix decidua und Pinus nigra sind bekannte traditionelle pflanzliche Arzneimittel, die zur Heilung von Wunden verwendet werden. Klinische Studien mit Fichtenbalsam bestätigten in der Vergangenheit dessen empirische Verwendung. Die aktiven Bestandteile, ihre Wirkungsweise und die genaue Zusammensetzung dieses Naturprodukts waren bis dato jedoch unbekannt. Der Balsam der Fichte wurde einer fraktionierten Extraktion und weiteren Reinigungsschritten unterzogen. Die Substanzen wurden isoliert, identifiziert und auf ihre Fähigkeit getestet, die Reepithelisierung in einem in vitro HaCaT-Keratinozyten-basierten Scratch-Assay zu verbessern. Lignane und Diterpenharzsäuren, Hauptbestandteile des Fichtenbalsams, konnten die Migration bzw. Proliferation der Zellen steigern. Parallel dazu kamen Balsame, Harze und Fraktionen von drei Koniferen im Scratch-Assay zur Testung. Balsame und Harze von Picea abies und Pinus nigra zeigten in vitro eine Konzentrationsabhängigkeit, für Larix decidua wurde eine signifikante Aktivität gemessen. Diterpenharzsäuren sind die Hauptbestandteile von Fichtenbalsam und eignen sich als Markerverbindungen für die Qualitätskontrolle. Erstmals wurde eine auf überkritischer Flüssigkeit basierende analytische Methode entwickelt für die Trennung und Quantifizierung von Diterpenharzsäuren.

Die vorgestellten Ergebnisse untermauern die traditionelle Anwendung von Nadelbaumexsudaten, insbesondere von Fichtenbalsam, und präsentieren eine analytische Methode basierend auf einer nachhaltigen Technologie für die Qualitätskontrolle.

Abstract

The exudates of the conifers Picea abies, Larix decidua and Pinus nigra are well-known traditional herbal medicines used to cure wounds. Even though clinical trials with spruce balm have confirmed its empirical use, the active constituents, their mode of action, and the exact composition of this natural product were unknown. The balm of Norway spruce was subjected to fractionated extraction and further purification. Substances were isolated, identified and tested for increased re-epithelialization in an in vitro HaCaT keratinocyte-based scratch assay. Lignans and diterpene resin acids, main constituents of Norway spruce balm, were able to increase migration or proliferation in vitro. In parallel, balms, resins and fractions from three conifers were tested in the scratch assay. Balms and resins of Picea abies and Pinus nigra showed concentration dependency in vitro; significant activity was measured for Larix decidua. Diterpene resin acids are the main compounds of Norway spruce balm and represent eligible marker compounds for quality control. A validated supercritical fluid-based protocol for the separation and quantitation of diterpene resin acids was developed. The presented results substantiate the traditional application of conifer exudates, in particular Norway spruce balm, and provide an analytical method based on a sustainable technology for quality control.

* Kurzvorstellung der Preisträgerarbeit des Phytotherapie-Preises der GPT zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses 2023.




Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
26. Februar 2024

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