B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2024; 40(01): 37
DOI: 10.1055/a-2223-0155
Buchrezension

Bewegungstherapie bei psychischen Erkrankungen in der Lebensspanne

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Der Herausgeber-Band ist in der Reihe „Brennpunkte der Sportwissenschaft“ erschienen. Jeder der 13 Artikel beleuchtet einen anderen Wirkbereich bewegungstherapeutischer Arbeit mit aktuellem Bezug und schließt mit einer teils umfangreichen Literaturliste. Damit liegt hier ein breit gefächerter Fachdiskurs vor, der variantenreich verschiedene Arbeitsfelder und die Arbeit mit sehr verschiedenen Zielgruppen präsentiert. Für einen schnellen Überblick eigenen sich die Zusammenfassungen vor jedem Artikel und ein Blick ins abschließende Fazit.

Der einleitende Artikel spannt einen theoriegeleiteten Bogen ausgehend von psychologischen Gesundheitsmodellen hin zu in ihrer Wirksamkeit beforschten Verfahren in der Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Orientiert an fünf Leitfragen diskutiert Hölter verschiedene Faktoren menschlicher Genese. Die Einbindung aktueller Forschungsergebnisse aus den Nachbardisziplinen der Bewegungstherapie (BWT) dienen einer Verortung dieser. Wer auf der Suche nach einer inhaltsdichten Zusammenführung aktueller Begriffe und Effekte der BWT ist, wird hier fündig.

Die folgenden zwölf Fachartikel widmen sich Menschen unterschiedlichen Alters in unterschiedlichen gesundheitlichen Krisen bzw. psychischen Erkrankungen. Der/Die Leser*in findet jeweils zu Beginn teils ausführliche Definitionen von Zielgruppen, Krankheitsbildern und Komorbiditäten, auf deren Grundlage dann bewegungstherapeutische Interventionen skizziert und an Fallbespielen beschrieben und diskutiert werden. Dabei wechseln sich die Perspektiven aus der Praxis in die Forschung bzw. aus der Theorie in die Praxis ab.

Der Themenbogen erstreckt sich u. a. über Kinder und Jugendliche mit Anorexia nervosa, Depressionen im Jugendalter, Menschen mit Borderline-Störungen oder demenziellen Erkrankungen bis hin zu Menschen mit Tabakkonsumstörungen oder von einer Sucht betroffene Menschen sowie im abschließenden Kapitel pflegende Angehörige.

Die bewegungstherapeutischen Konzepte (z. B. MBSR-KJP, ImPuls) werden mit dem Ziel präsentiert, ihre emotionsregulierende, zu Bewegung/gesunder Lebensweise motivierende, stressregulierende, anti-dissoziative, anti-depressive (usw.) Wirkweise zu untermauern. Alle Autor*innen bleiben dabei nah an aktueller Literatur und weben ebenso Erkenntnisse aus Meta-Analysen und Reviews ein.

Besonders lesenswert erscheinen die Artikel da, wo konkrete Verläufe bzw. Konzepte und Inhalte beschrieben werden, deren Wirkweise wissenschaftlich untermauert werden kann.

Rabea Wienholt
Dipl.-Pädagogin Bewegungstherapeutin in der LWL-Klinik Dortmund-Aplerbeck



Publication History

Article published online:
19 February 2024

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